BUND kritisiert zunehmenden Flächenfraß

Senat versiegelt 220 statt 140 Hektar im Jahr. Umweltschützer verlangen Kehrtwende in der Siedlungspolitik. Stadtentwicklungsbehörde: Wir bemühen uns sehr um Verdichtung und Flächenrecycling

Das Senatsleitbild „Wachsende Stadt“ hat Folgen: Wie der Umweltverband BUND festgestellt hat, ist der Flächenverbrauch ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. „Die ‚Grüne Metropole am Wasser‘ wird einem in vielen Bereichen unattraktiven Siedlungsgeschwür geopfert“, kritisiert BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch. Er fordert eine Kehrtwende in der Siedlungspolitik und eine Überarbeitung des Flächennutzungsplanes.

Der Verband stützt sich auf Zahlen aus dem „Kursbuch Umwelt“ der Umweltbehörde von 2001 und dem „Monitor Wachsende Stadt“ der Senatskanzlei aus dem Jahr 2005. Demnach ist die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Hamburg zwischen 1991 und 1999 um durchschnittlich 140 Hektar im Jahr gewachsen – auf Kosten von Feldern, Wiesen und Wäldern. In den Jahren 2000 bis 2004 wurden durchschnittlich 220 Hektar im Jahr versiegelt. Zum Vergleich: Bundesweit wurden zwischen 1997 und 2001 – bezogen auf die Fläche Hamburgs – 100 Hektar im Jahr zugebaut. Die Außenalster ist 160 Hektar groß.

Die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen: Zur Siedlungs- und Verkehrsfläche werden Friedhöfe und Erholungsflächen gerechnet, sowie die Gärten, die zu den neuen Gebäuden gehören. Außerdem eröffnen die Basisdaten der Landesämter für Geoinformation und Vermessung einen Interpretationsspielraum. Ein Trend lässt sich aber auf jeden Fall herauslesen.

Es sei erklärtes Ziel des Senats, dass Hamburg wachsen solle, sagt Kerstin Feddersen, Sprecherin der Stadtentwicklungsbehörde. Dabei sei es „unvermeidbar, Freiflächen in Anspruch zu nehmen“. Der Senat bemühe sich aber, vorrangig bereits bebaute Grundstücke neu oder intensiver zu nutzen. 57 Hektar pro Jahr würden in Hamburg recycelt. „Das ist schon mal eine gute Zahl“, sagt Feddersen. Der BUND findet, der Senat bleibe weit hinter seinen Ankündigungen zurück. Bis 2010 müsse er die Versiegelung auf 66 Hektar pro Jahr drücken. GERNOT KNÖDLER