KOMMENTAR: JAN ZIER ÜBER AMTSVORMUNDSCHAFT
: Im Kern unverändert

Die Amtsvormünder in Bremen sind – nach wie vor – völlig überlastet. Das ist ein Missstand, der im Grunde hinlänglich bekannt ist. Einer, der seit langem System hat. Vor allem aber: Es ist ein Missstand, der politisch gewollt ist. Ohne Wenn und Aber. Ohne Bedauern. Ohne das notorische „leider“ des ewigen Verweisens auf die bremische Haushaltsnotlage.

Die Betreuungszahlen alleine versinnbildlichen das, auch wenn man sich im Einzelnen über sie streiten mag. Als Kevin starb, war ein Vormund für weit über 200 Kinder und Jugendliche zuständig. Heute sind es immer noch halb so viele. Und gut drei mal mehr, als Experten seit langem für vertretbar halten.

Das bedeutet zwangsläufig: Hier kann der Vormund niemals das sein, was er eigentlich sein soll: Der Ersatz der Eltern. Der Hüter des Kindeswohls. Einer, der für die mal mehr, mal noch mehr bedrohten kindlichen Interessen streitet. Er ist ein Aktenverwalter, abhängig von dem, was andere an Informationen und Hilfen zuliefern.

Jeder kann und konnte das wissen. Aber wenn es von Amts wegen nicht so gewollt gewesen wäre – es hätte schon seit jeher viel mehr Amtsvormünder gegeben. Der Justiz bleibt jetzt nur, nach den Momenten individueller Schuld bei Bert K. zu suchen. Doch das Problem ist die Struktur. Und an der hat sich im Kern wenig geändert.