DAS DING, DAS KOMMT
: Es hupt und es keift

DAS SAXOFON hat Besseres verdient, als bloß von Uniformierten durch Sporthallen getragen zu werden: Es gehört befreit!

Kein 80er-Revival kramte das Höllen-Solo aus Gerry Raffertys „Baker Street“ wieder hervor

Diese Woche in unserer losen Reihe „Musikinstrumente mit strittigem Renommee“: das Saxofon. Wird von vielen gerne mit den 1980er-Jahren assoziiert, meist in geringschätziger Weise. Und so kramte auch keiner der diversen Revival-Schübe, sagen wir: das kaum wieder aus dem Kopf zu verbannende Höllen-Solo aus Gerry Raffertys „Baker Street“ – obendrein schon 1978 erstmals zu hören – wieder hervor. Und gerade neulich erst geißelte das berufsjuvenile Onlinemedium „Vice“ den offenbar problematischen Trend, elektronische Tanzmusik wieder verstärkt „mit billigen Saxo-Samples“ zu versetzen.

Nie in Frage gestellt worden ist Adolphe Sax’ metallenes Holzblasinstrument in all seinen Bauformen in Orchestern und Big Bands. Wenn etwa „Europas größte Tournee der Militär- und Blasmusik“ – ein Event namens „Musikparade“ – Mitte Februar auch in einer Hamburger Mehrzweckhalle Halt macht, sind da natürlich auch Saxofone zu hören.

Am anderen Ende der Skala, da, wo das Instrument jeder Funktionalität enthoben ist, werkelt seit rund drei Jahrzehnten der Hamburger Rolf Pifnitzka an einem Sound, der auch schon mal „brutal“ genannt wird. Tat er das lange mit dem unverwüstlichen, Ende 2013 aufgelösten Free-Jazz-Outfit „Tisch 5“, war er zuletzt in einer anderen Konstellation zu hören, nein: zu erleben. „Piho Hupo“ sind neben Pifnitzka der Pianist Jörg Hochapfel sowie Bassist John Hughes und Schlagzeuger Chad Popple, die wohl umtriebigste Jazz-Rythmusgruppe Hamburgs (und weit darüber hinaus).

So wenig, nun ja, zeitgemäß sein Hupen und Wummern, Kreischen und Keifen sein mag, bringt dies famose Quartett in der kommenden Woche sein Debütalbum raus. Und das nicht mal bei irgendwelchen idealistischen Hinterwäldlern, sondern beim nicht eben weniger idealistischen Hamburger Plattenlabel Buback, dessen letzte Betätigung in Sachen Jazz, freiem gar, auch schon ziemlich lange her ist: Das war seinerzeit ein Album – von Tisch 5.

Jetzt also: In ein Daniel-Richter-Cover gehüllter Free Jazz, als wären Albert Ayler und Ornette Coleman gerade in den Charts, kompromisslos, aber nicht elitär, oder, wie es die Herausgeber kokett beipacken: „Zugegeben, ein einigermaßen beschwerlicher Bandname. Dafür geht die Musik um so besser rein!“  ALDI

■ Piho Hupos „Foump“ erscheint am 31. Januar bei Buback Release-Abend: Do, 30. Januar, 20 Uhr, Golem, Große Elbstraße 14