Leserinnenvorwurf

Warum ein Mann?

Nach Lesen des Artikels, der ähnlich dürr ausgefallen ist wie die Antwort des ZDF und der die Dimension des Vorfalls nicht erfasst, ging mir die Frage durch den Kopf: Warum ein Mann …? Der wahre Skandal wird von David Denk gar nicht erst thematisiert, dass nämlich eine intelligente, starke und attraktive Frau in einer Männerrunde von zwei der anwesenden fünf Männer vorgeführt und niedergemacht werden sollte, während die anderen dazu mehr oder weniger peinlich berührt schwiegen. Der Fehler, den Mann Frau Wagenknecht ankreiden wollte, war nur vordergründig ihre politische Haltung oder die Haltung ihrer Partei. Wäre einem Gregor Gysi dasselbe widerfahren? Wohl kaum. GABI AUTH, Essen

Die taz antwortet
Was wäre die Konsequenz?

Liebe Frau Auth, mit meinem dürren Artikel wollte ich zunächst über das unsachliche Interview und die daraus resultierende Onlinepetition berichten und möglichst alle an dem Konflikt Beteiligten zu Wort kommen lassen. Als Medienjournalist war mir zudem an einer Einordnung der journalistischen Leistung von Markus Lanz gelegen, die mich ähnlich peinlich berührt hat wie Sie.

Ob er so mit Sahra Wagenknecht umgesprungen ist, weil sie eine Frau ist, oder ob er die Linkspartei nicht mag oder beides, war nicht mein Thema. Was Lanz’ Motive angeht, bin ich mir nicht so sicher wie Sie. Wie er Gregor Gysi behandelt hätte, wissen wir nicht. Für genau den Text, den ich geschrieben habe, fühle ich mich als semiattraktiver Mann jedenfalls vollauf qualifiziert.

Was wäre die Konsequenz Ihrer Frage „Warum ein Mann?“ – dass nur noch Männer über vermeintliche Männer- und nur Frauen über Frauenthemen schreiben dürfen? Oder anders: Muss ich Asylbewerber sein, um angemessen über Abschiebung berichten zu können? Ich glaube nicht. Für so eine Zeitung würde ich nicht arbeiten wollen. DAVID DENK, Ressortleiter taz2/Medien