LESERINNENBRIEFE
: Bundeswehr nach Afrika

Die EU-Außenminister in Brüssel beschlossen die Entsendung einer EU-Truppe in die Zentralafrikanische Republik. Versorgungsflüge der Bundeswehr sind möglich. Bundesaußenminister Steinmeier will in erster Linie Frankreich in Mali unterstützen.

Üble Rolle

■ betr.: „Ein Päckchen für Afrika“, taz vom 21. 1. 14

Darauf haben die Afrikaner gewiss gewartet, dass die Deutschen den Franzosen in ihren Kriegen in Afrika beistehen. Lieber schießen, anstatt nach Ursachen zu forschen und Perspektiven zu schaffen. Aber das wäre ja auch fatal. Insbesondere die Menschen in den frankophonen Ländern, die immer noch unter der Kolonialzeit leiden und seit ihrer Unabhängigkeit immer noch nicht unabhängig sind, leiden. Frankreich hat in der Vergangenheit eine sehr üble Rolle gespielt, und man fragt sich, was machen all die Soldaten in den ehemaligen französischen Kolonien eigentlich? Frankreich hat doch seine Kolonialgebiete nie verlassen und sich alle Ressourcen gesichert. Sehen wir nach Niger, wo Frankreich Uran schürft und die Landsleute von diesem Reichtum nichts merken, im Gegenteil. Sehen wir uns die Giftmüllverklappung der Europäer in Westafrika an. Oder schauen wir in die Länder der Diktatoren Westafrikas, die von Frankreich gepflegt werden, damit die Wirtschaft in Frankreich floriert. Schon lange weiß man, wenn die ehemaligen Kolonien wirklich frei wären, bedeutete das für Frankreich ein großes finanzielles Desaster, denn Frankreich lebt von den Kolonien. Früher traten die Europäer als Kolonialherren auf, heute als Kriegsführer.

Es gibt in Afrika genug Intellektuelle, die in der Lage sind, etwas zu ändern, leider kommen sie nicht zum Zuge. Wie beschämend, die Flüchtlinge aus diesen Ländern werden hierzulande herablassend als Wirtschaftsflüchtlinge betitelt und auf der Flucht nach Europa zurückgedrängt und gejagt, damit sie nicht an Land kommen.

ENGELINE KRAMER, Leer

Es geht um alles

■ betr.: „Schützenhilfe für Hollande“, taz.de vom 20. 1. 14

Gott sei Dank! Ich habe schon geschlottert aus Angst vor der Invasion malischer Streitkräfte vor meiner Haustür! Gut, dass die glorreiche Deutsche Bundeswehrmacht diesem hinterhältigen Überfall zuvorkommt und mich und mein geliebtes Vaterland verteidigt! Diesmal geht’s um alles: Deutschland, das deutsche Volk und den deutschen Volksgeist, an dessen Wesen die Welt noch genesen wird – genesen muss! Wenn nicht die letzten tausend Jahre, dann vielleicht die nächsten! BALDUIN, taz.de

Falsches Signal

■ betr.: „Schützenhilfe für Hollande“, taz.de vom 20. 1. 14

Was will man machen? Wenn Deutschland gegen den Einsatz ist, wäre man unsolidarisch mit den europäischen Partnern. Gerade in der jetzigen Zeit wäre das ein falsches Signal.

MARK, taz.de

Tolle Sache

■ betr.: „ ‚Muster Mali‘ – habt ihr sie noch alle?“, taz.de vom 20. 1. 14

Nach elf sinn- und erfolglosen Jahren in Afghanistan zieht man um nach Mali, dasselbe Spiel zu spielen: verschießpulvern wir Milliarden in einem weiteren Land, das uns nichts angeht, von dem wir nichts verstehen und wo wir nichts verloren haben! Was dabei rauskommt, ist doch wurscht, denn wir legen uns ja nur mit solchen Ländern an, die uns sowieso nichts können. Da kann man einfach sein Zeug wieder zusammenpacken und abhauen, wenn’s keinen Spaß mehr macht. Krieg ist doch eine tolle Sache: Wenn es ihn nicht schon gäbe, müsste man ihn glatt erfinden – damit’s der Bundeswehr nicht langweilig wird. JVP, taz.de

Schwere Frage

■ betr.: „ ‚Muster Mali‘ – habt ihr sie noch alle?“, taz.de vom 20. 1. 14

Sind es geopolitische Interessen? Mit Sicherheit ja. Hat man die Malier gefragt? Sicherlich nein. Also am besten eine Volksabstimmung. Das ist der demokratischste Weg.

Stimmen die Berichte, dass dort Massaker stattfinden? Kann ich nicht beurteilen. Falls ja: Sind Massaker gut? Ich denke, nicht. Ist ein militärisches Eingreifen gegen Massaker gut? Schwere Frage. Also besser nichts tun. Auch dieser Konflikt regelt sich schon alleine. Entweder wenn ein Genozid vollendet ist (wie in Ruanda). Oder wenn beide Parteien erschöpft sind. Nur eine Frage von Zeit und Toten.

DEMOKRAT, taz.de

Fremdenlegionäre

■ betr.: „ ‚Muster Mali‘ – habt ihr sie noch alle?“, taz.de vom 20. 1. 14

Wählt die Linken – dann bleiben auch die Soldaten da, wo sie eigentlich hingehören: nämlich zur Verteidigung im eigenen Land.

Kriege in der EU gibt es nicht mehr (noch nicht); das sind jetzt Kommerzkriege, denn „das Herumlungern“ in den eigenen Kasernen bringt nichts. Die Wehrpflicht ist ausgesetzt – jetzt haben wir Söldner. So ’ne Art Fremdenlegionäre. Ob das alles im Sinne des Grundgesetzes ist, interessiert keinen. FROST, taz.de

Alles Experten

■ betr.: „ ‚Muster Mali‘ – habt ihr sie noch alle?“, taz.de vom 20. 1. 14

„Die deutschen Truppen sind noch nicht aus Afghanistan zurück, da werden sie schon wieder in ein Land geschickt, von dem weder in der Bundeswehr noch in der Politik jemand wirklich etwas versteht.“

Aber Frau Winkelmann, das sind doch alles Politiker, mithin Experten! Da können Sie ganz beruhigt schlafen. Die können frühestens 2017 ausgewechselt werden …

PETER BERLIN, taz.de