Der Dranbleiber

Mühsam war es, wenn die Sprache auf den Terrorismus in Deutschland kam. Lange Zeit war dann fast ausschließlich von der RAF die Rede, in letzter Zeit kamen die Islamisten dazu und schließlich der NSU. Dass es 1980 in München ein Attentat mit 13 Toten und mehr als 60 Schwerverletzten gegeben hat, war lange Zeit wie getilgt aus dem historischen Bewusstsein der Bundesrepublik – und das, obwohl an die von den Behörden abschließend vorgelegte Einzeltäterthese nun wirklich niemand mehr glauben kann.

Einer, der seit jenem 26. September nicht aufgehört hat, die Hintergründe des schwersten Terrorakts der deutschen Nachkriegsgeschichte zu ergründen, ist der Journalist Ulrich Chaussy (Foto). Seine Lobbyarbeit für die Würde der Opfer und ihrer Angehörigen wird nun auch in einem Kinofilm dargestellt.

„Der blinde Fleck“ von Regisseur Daniel Harrich mit Benno Führmann als Chaussy (vgl. taz vom 23. 1.) feierte im Juni 2013 seine Vorpremiere im Bayerischen Landtag. Bei der anschließenden Diskussion, erzählte Chaussy der Zeitschrift MUH, habe er den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann gebeten, die sogenannten Spurenakten endlich freizugeben, die in München lagern. Und siehe da, Herrmann, der auch einräumte, der Rechtsterrorismus sei damals völlig falsch eingeschätzt worden, versprach es. Inzwischen liegen die Akten vor – und liefern etwa Hinweise auf eine Verbindung zwischen dem Münchner Attentat und dem vom August 1980 in Bologna mit 85 Toten. Dem Kinofilm wird Ende 2014 eine Dokumentation folgen, die neuen Hinweisen Rechnung trägt – so auch den Aussagen des Historikers Andreas Kramer bezüglich der Verwicklung von BND und Nato in das Attentat (taz vom 8. 5. 2013). „Es bleibt spannend“, sagt Ulrich Chaussy. AW