Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Die Stadt Düsseldorf wurde bereits verschiedentlich besungen, im Schlager von Dorthe („Wärst du doch in Düsseldorf geblienen“) und in einem klammen Lied von Randy Newman, der in „In Germany before the war“ einen Mann unten am Fluss sitzen sieht, in Düsseldorf, am Rhein. Und der in dem Lied dann den großen Refrain aller Fluss-Lieder singt: „I’m looking at the river / But I’m thinking of the sea / Thinking of the sea …“, weil doch alle Flüsse zum Meer drängen, das dann alles verschlingt. Alle Schlacken, allen Schmerz. „The ocean is the ultimate solution“, wie es Frank Zappa in einem wunderschönen Gitarrenstück ausgedrückt hat … Es geht also gerade um Flüsse, die einem hier in der Stadt – womit man Düsseldorf endlich wieder verlassen darf und zurück in Berlin ist – momentan musikalisch den Weg weisen. Beim Wassermusik-Festival im Haus der Kulturen der Welt beispielsweise, bei dem man die großen Ströme als Leitmotiv genommen hat, den Amazonas, den Nil, und an diesem Wochenende die Donau. Bei dem dafür bereitgestellten musikalischen Pool ist das Ensemble Zeitkratzer dann sozusagen die, tja, Arschbombe ins sonstige folkloristisch gestimmte Donauprogramm. Wobei da schon auch bei dem Experimental-Trupp Folkloristisches zu hören ist und eine Arschbombe im Falle von Zeitkratzer eben unbedingt filigran ausgeführt wird, weil zur Stimmungssteigerung die Grobschlacht ganz feinsinnig organisiert sein muss. Beim Umbiegen von volksmusikalischen Versatzstücken auf Avantgardemusiken gewohnte Ohren verfolgen Zeitkratzer dabei mehrere Methoden: den Slow-Motion-Modus, die Metal-Verarbeitung und die Auflösung ins Freispiel. Heute am Freitag bei der Wassermusik nach dem Karpaten-Swing von Kálmán Balogh & the Gypsy Cimbalom Band. Und weiter im Fluss geht es am Samstag mit dem „Down by the River“-Festival in der Bar25, direkt an der Spree, wo auf zwei Bühnen Stanley Brinks (the artist formerly known as André Herman Düne), Masha Qrella, Sarsaparilla, Susie Asado, Chuckamuck, Noël, Coming Soon (mit einer Westcoast-Indie-Lockerheit aus Frankreich) und noch massig mehr Musiker und Bands auftreten mit Singer-Songwriter-Positionen, Antifolk und sonstigen versponnenen Folkloren, Wohnzimmerpop und einem eher zurückgenommenen Indierock, was allesamt statt nach einer O2-World unbedingt mehr nach einem musikalischen Lagerfeuer schmeckt, um das man sich schon gerne schart, so drunten am Fluss.

■ Kálmán Balogh & the Gypsy Cimbalom Band, Zeitkratzer: Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Fr, 19 Uhr. 10/8 €

■ Down by the River Festival 2010: Bar25, Holzmarktstraße 25, Sa, 12–24 Uhr. 15 €