szene hamburg
: Punk-Philosophie

Der Hamburger Kiez, vor dem Burger King Reeperbahn Ecke Davidstraße, zu früher Morgenstunde. Es ist die Zeit, in der alle Nachteulen auf einen Schlag hungrig werden.

Eine Gruppe Jugendlicher kommt aus dem Fast-Food-Tempel. Mit einem Seufzer der Erschöpfung hält ein Mädchen inne: „Boah, ey, ich hab mich überfressen.“ Unschlüssig blickt sie auf die Reste ihrer Schnellkost-Mahlzeit. Da hört man ein undefinierbares Schnauben, nur wenige Meter entfernt aus einer Gruppe Punks. Das Mädchen zögert nicht lange und stöckelt zu ihnen hinüber. Mit einem auffordernden „Willst du?“ streckt sie dem Schnauber ihren Burger entgegen.

Etwas überrascht starrt der Punk auf die Masse aus Brot und Fleisch. Er erhebt sich mit sichtlicher Anstrengung, öffnet den Mund und hebt den Zeigefinger, als müsse er seinem unbedarften Gegenüber erklären, was sie da gerade falsch gemacht hat. Dann besinnt er sich, nimmt den Burger und wirft ihn gleichgültig seinem winselnden Hund vor die Pfoten. Der stürzt sich begierig drauf.

Das Mädchen bleibt einen Moment perplex stehen, während der Punk sich wieder seinen Leuten zuwendet. „Alter...“, murmelt er und bemerkt dabei gar nicht, wie der Hund sich erwartungsvoll vorm Eingang von Burger King aufbaut. „Die dachte echt, wir essen sowas.“

Dann bemerkt er seinen Hund. „Heul nicht rum!“, ermahnt er ihn. „Du verstehst das nicht.“ Martina Helmke