Lauter als die Eisenbahn

Das diesjährige Freiluftkino im Schanzenpark könnte das letzte sein – wenn sich die Firma Mövenpick, die künftige Betreiberin des Hotels im Wasserturm, nicht darauf einlässt, beim Lärmschutz ein Auge zuzudrücken. Neue Messungen geplant

von Gernot Knödler

Laue Nächte auf der Wiese, ein Picknick am Hang unterhalb des Sternschanzen-Wasserturms und dazu die besten Filme der vergangenen Saison – dieses Sommerszenario wird es ab dem kommenden Jahr möglicherweise nicht mehr geben. Der Grund ist das Mövenpick-Hotel, das gerade in den ehemaligen Wasserturm im Schanzenpark eingebaut wird. Das Kino könnte die Hotelgäste um den Schlaf bringen, befürchten die Mövenpick-Manager. Das Bezirksamt Eimsbüttel lässt jetzt neue Lärmgutachten erstellen, um den Weg zu einem Kompromiss zu ebnen. Eigentlich war versprochen, dass das Hotel die Nutzung des Parks nicht einschränken sollte.

Als das Bezirksamt den Wasserturm 1996 verkaufte, schloss es mit dem Investor Ernest Joachim Storr einen städtebaulichen Vertrag, der eben dies sicherstellen sollte. Er verpflichtet den Eigentümer des Turms, „genehmigungsfreie Nutzungen und genehmigte Sondernutzungen im Sternschanzenpark im bisherigen Umfang weder rechtlich noch tatsächlich zu behindern“. Demnach sind zu dulden: 15 Starts von Heißluftballons und 17 weitere Veranstaltungen. Das können sein: dreimal zwei Tage Freiluftkino bis ein Uhr nachts, Flohmärkte, Zirkusse und Theater, Konzerte, Folklore- und Sportveranstaltungen, drei ganztägige Feste, ein einwöchiges Jugendzeltlager, Foto- oder Filmaufnahmen oder zwei einwöchige politische Veranstaltungen.

Der Zeitrahmen für das Freiluftkino war aus der Luft gegriffen, denn ein Open-Air-Kino im Park gab es damals noch gar nicht. Nach den Erfahrungen der Veranstalter lohnt es sich nicht, für sechs Tage ein Freiluftkino aufzubauen. Mit dem Aufbau seien 30 Leute zwei bis drei Tage beschäftigt, sagte Jan Fangmeier vom 3001 der taz. Das Kino aus der Schanzenstraße hat sich wegen des Hotelbaus aus dem Open-Air-Kino am Schanzenturm zurückgezogen. Der Co-Veranstalter Outdoor-Cine macht alleine weiter.

„Wir brauchen während des Sommerkinos noch die Zusage für den nächsten Sommer“, sagt Dirk Evers von Outdoor-Cine. Ein Jahr Vorlauf sei nötig, um so eine Veranstaltung zu organisieren. Neben der Genehmigung des Bezirksamtes brauche er von Mövenpick per Handschlag die Zusicherung, dass das Kino stattfinden könne, denn es werde schwerlich gelingen, die vorgeschriebenen Lärmgrenzwerte einzuhalten. Schließlich müsse das Kino die Eisenbahnen übertönen, die am Park vorbeifahren.

Um Klarheit über den Krach zu gewinnen, den das Freiluftkino macht, bereitet das Bezirksamt Eimsbüttel gerade ein Lärmgutachten vor. Die Experten sollten ausrechnen, wie viel Lärm theoretisch wo am Turm ankommen müsste, sagt Rolf Schuster vom Bezirksamt. Außerdem sollen sie an zwei Kinoabenden in provisorisch ausgestatteten Hotelzimmern messen. Bei früheren Messungen gab es die Zimmer noch gar nicht.

Der Lärm werde wohl an einigen Stellen kritische Werte erreichen, vermutet Schuster. Dann müsse man über eine Verringerung der Pegel und ein Entgegenkommen von Mövenpick verhandeln. Die dafür nötigen Rechnungen und Messungen dürften im Herbst vorliegen. „Wir möchten das Kino auf jeden Fall halten“, beteuert Schuster.

Bevor die Daten vorliegen, ist für Mövenpick-Sprecher Alain Gozzer „alles hypothetisch“. Es wäre schön, „wenn man einen Weg finden würde, der für beide Seiten passt“, sagt er.