Nato-Wellenbrecher gegen Jugend

Die Junge Welle des Bayerischen Rundfunks findet noch immer keinen Kanal. Die Suche geht weiter

Die öffentliche Diskussion im Rundfunkrat zur geplanten Jungen Welle im Bayerischen Rundfunk (BR) war kurz: „Tagesordnungspunkt 6 ist gestrichen.“ Entsprechend lang waren die Gesichter am vergangenen Donnerstag in den BR-Fluren.

Egal ob Produktionstechnik oder Redaktion – die Mannschaft will eigentlich loslegen mit ihrem medienübergreifenden Hörfunkprogramm für junge Leute. Dummies für eine Nachrichtensendung und eine Musikstrecke waren für das BR-Gremium vorbereitet, doch das Demo-Material bleibt vorerst in der Tasche. Weiterhin ist die alles entscheidende Frage des Verbreitungsweges ungeklärt: Das digitale Radio DAB hat sich nach dem Bekanntwerden der Probleme mit dem Nato-Flugfunk als Totalreinfall entpuppt, weil es dadurch in den nächsten Jahren nicht genügend Sendeleistung für einen ernstzunehmenden landesweiten Radiokanal bieten kann. Die Bundeswehr weigert sich weiterhin hartnäckig, der geplanten Erhöhung von Sendeleistungen im DAB-Kanal 12 zuzustimmen, weil sie den benachbarten Kanal 13 nutzt und Frequenzstörungen fürchtet (die taz berichtete vergangene Woche).

„Niemand im Rat sieht derzeit Sendemöglichkeiten auf DAB“, berichtet Ulrike Gote, grüne Landtagsabgeordnete und Rundfunkrätin. Das Gremium hat sich nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit darauf verständigt, dass BR-Hörfunkdirektor Johannes Grotzky bis zur nächsten Sitzung im Oktober alternative Sendekonzepte ausarbeiten soll. Eine unangenehme Aufgabe: Die BR-Leitung muss ernsthaft planen, welche der bestehenden fünf UKW-Radioprogramme zugunsten der Jungen Welle aufgegeben werden könnten. „Wir suchen Möglichkeiten, um eine Junge Welle zu senden. Wenn es UKW werden soll, wird es nicht ohne Einschnitte gehen“, kündigte Gote sicherheitshalber an.

Die Räteforderung nach solchen Konzepten zeigt, dass zumindest derzeit der Blick in die Radiozukunft über die Liebe zum Traditionsprogramm gesiegt hat. Kein Wunder, der Altersschnitt der BR-Hörer wächst weiter – es geht auf die 60 zu. Und auch innovative Konzepte halten nicht ewig. Der MDR und auch Private wie Radio Galaxy haben angekündigt, einige der BR-Programmideen übernehmen zu wollen – etwa das Vorab-Bereitstellen des ungeschnittenen und ungesendeten Audio-Rohmaterials. MAX HÄGLER