HARALD KELLER KELLER-FENSTER
: Zwei Dumme, kein Gedanke

Bei einem Film mit Heinz Hoenig und Rainer Hunold in den männlichen Hauptrollen wird man als Erstes an Schmalztopf à la Degeto denken, zumal mit der Regina Ziegler Filmproduktion ein führendes Institut der deutschen Kitschindustrie beteiligt war. Und Regisseur Peter Hajek hat „Kommissar Rex“ auf die Menschheit losgelassen.

Wer sich aber die nächtens zur Ausstrahlung gelangende deutsch-österreichische Komödie „Sei zärtlich, Pinguin“ (Nacht zu Montag, 2.45 Uhr, 3sat) zu Gemüte führt, wird in der Teeküche was zu erzählen haben. Denn die heute so wuchtigen Herren Hoenig und Hunold waren anno 1982 noch recht schmucke Kerle. Anders wäre gar nicht zu vermitteln, dass sie die Gunst von Grazien wie Marie Colbin und Debbie Neon (alias Petra Jokisch) genießen. Verdient haben die Tröpfe diese Gnade nicht; sie sind selbstgefällig und unsensibel, speziell im Bereich der sexuellen Mechanik. Der drahtige Sportlehrer Mick (Hoenig) stümpert da gleich dumpf wie der auf Explosionen anderer Art erpichte Drahtzieher Tommy (Hunold). Kurzerhand gehen die Damen stiften und erkunden gemeinsam, was gut für sie ist.

Bei diesem kinematografischen Kuriosum trafen honorige Kräfte zusammen. Am Buch beteiligt war neben dem Medienkünstler und Kurator Peter Weibel auch Fritz Müller-Scherz, Koautor bei Fassbinders „Welt am Draht“. Peter Hajek produzierte das exzellente Filmmagazin „Apropos Kino“ und war an der innovativen Unterhaltungsreihe „Wünsch dir was“ beteiligt. Dort betätigte sich auch André Heller, der in „Sei zärtlich, Pinguin“ einen Gastauftritt hat. Weitere Mitwirkende sind Richie Müller, Nina Franoszek und mit Dan van Husen eine Koryphäe des europäischen Genrekinos, der Regisseuren wie Duccio Tessari, Jess Franco und Fellini zu Willen war und so die Wege der Weltstars Rita Hayworth, Faye Dunaway, Lino Ventura, Bruce Willis und Horst Tappert kreuzte.

Bis zur Rückkehr des „Wochenendkrimis“ Mitte August spürt die taz Raritäten im TV-Programm auf