Telefondiplomatie läuft auf Hochtouren

Syrien und Ägypten sollen vermitteln. Nahost ist Thema auf dem G-8-Gipfel und dem Treffen der Arabischen Liga

BERLIN ap/dpa ■ Die libanesische Regierung hat US-Präsident George W. Bush gebeten, Israel zu einer Einstellung der Luftangriffe zu bewegen. Ministerpräsident Fuad Saniora telefonierte am Freitag mit Bush, um die Lage zu erörtern. Bush habe zugesagt, in Israel darauf hinzuwirken, die Schäden im Libanon zu begrenzen und die Zivilbevölkerung zu schonen, erklärte anschließend das Büro des Regierungschefs in Beirut.

Dies bestätigte Bush nach seiner Ankunft zum G-8-Gipfel in St. Petersburg. Der US-Präsident telefonierte am Freitag auch mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak. Ägypten hat im Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Hamas wiederholt eine vermittelnde Rolle gespielt.

Russlands Präsident Wladimir Putin rief alle am Nahostkonflikt beteiligten Partei auf, ihre Kämpfe unverzüglich einzustellen. „Keine Geiselnahme ist akzeptabel, aber auch nicht die Anwendung umfassender Gewalt als Antwort auf diese, wenn auch unrechtmäßigen Aktionen“, erklärte Putin. Er forderte, „das Blutvergießen sofort zu beenden“. Putin setzte das Thema überdies auf die Tagesordnung des G-8-Gipfels.

Gleichzeitig soll der EU-Beauftragte für die Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, zu Gesprächen ins Krisengebiet reisen. Das kündigte der finnische Außenminister Erkki Tuomioja an. Finnland hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne. Tuomioja erneuerte die Kritik der EU, Israels Angriffe gegen den Libanon und die Verhängung einer Luft- und Seeblockade seinen „unangemessen“, er verwies aber auch auf das legitime Recht Israels auf Selbstverteidigung. Er habe direkt mit den Außenministern von Ägypten und Israel sowie dem Generalsekretär der Arabischen Liga gesprochen, gab Tuomioja an. Vom Treffen der Arabischen Liga am Wochenende erhoffe sich die EU erhöhten Druck auf Syrien, damit die dortige Regierung mäßigenden Einfluss auf die Hisbollah ausübe.

Auch die Bundesregierung hat sich in die internationalen Bemühungen zur Deeskalation der Lage eingeschaltet. Außenminister Frank Walter Steinmeier telefonierte mit seiner israelischen Amtskollegin Zipi Livni und den Außenministern von Ägypten und Syrien, Ahmed Abul Gheit und Faruk al-Scharaa. Das Auswärtige Amt (AA) riet dringend von Reisen in den Libanon, die Palästinensergebiete und einzelne Grenzregionen Israels ab. Nach AA-Angaben befinden sich rund 1.100 Deutsche im Libanon, davon etwa 500 Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit.