Tabaklobby füllt Politikerhände

betr.: „NRW quarzt erstmal weiter“, taz nrw vom 21.06.2006

Rauchen in Räumen ist Freiheitsberaubung und Körperverletzung von Nichtrauchern, denen saubere Atemluft genommen wird. Es endet sowohl für Aktiv- als auch Passivraucher tausendfach vorzeitig in der Pathologie. Militante Raucher verursachen extrem hohe Gesundheitskosten in unserer Gesellschaft, die aus 73 Prozent mitzahlenden Nichtrauchern besteht. Die Vogelgrippe hat eine Stallpflicht zum Schutz der Menschen bewirkt, ohne dass bisher nachweislich ein Mensch in Deutschland erkrankt wäre. Die jährlich 140.000 Rauchertoten und 3.300 Passivraucher-Toten lassen dagegen unsere Politiker nur über Tabakwerbung und Nichtraucher-Katzentische in ansonsten verräucherten Restaurants schwätzen. Deutsche Politiker akzeptieren und genehmigen sogar die Subventionierung des Tabakanbaus mit dreistelligen Millionenbeträgen pro Jahr und freuen sich über die 22 Milliarden an Tabak- und Tabakumsatzsteuer, die sie der rauchenden Truppe pro anno abnehmen können. Die Krankenkosten bezahlen sowieso alle Bürger aus ihren Solidarsystemen. Obwohl die meisten Länder der EU bereits einen Nichtraucherschutz gesetzlich geregelt haben, ist Deutschland in diesem Punkt noch bedürftiges und stinkendes Entwicklungsland. Dass die Tabakindustrie gewaltige Summen zahlt, um einen Nichtraucherschutz zu verhindern, ist bekannt. Der Verdacht, dass die Tabaklobby in diesem Falle auch geöffnete Politikerhände füllt, wird zur Gewissheit. Da verkommt der Schwur „Zum Wohl des Volkes“ zu einer Farce.[...}

HORST HILGENPAHL, Dinslaken

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