Martin Kind gewinnt an Einfluss bei Hannover 96
: Es rappelt an der Spitze

Viel Zeit für seine Hörgeräte-Firma dürfte Martin Kind derzeit nicht haben: Seit dem Rückzug von AWD-Chef Carsten Maschmeyer als Gesellschafter von Hannover 96 Anfang Juli ist Kind der einflussreichste Gesellschafter des Clubs. Kurz nach Maschmeyers Rückzug trat Götz von Fromberg als Klubchef zurück. Kind gilt nun als neuer starker Mann bei den Hannoveranern. Den Klassenerhalt des Clubs in der Bundesliga sehe Kind gefährdet, berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung. Kind wolle „offenbar die Klubführung auswechseln“, schreibt die Zeitung.

Wackeln dürften damit die Stühle von Geschäftsführer Karl-Heinz Vehling und von Manager Ilja Kaenzig – zumal Kaenzigs Transferpolitik nicht nur bei Kind in der Kritik steht. Hannovers Abwehrstar und Nationalspieler Per Mertesacker beispielsweise: Bislang waren die Verhandlungen über einen Wechsel Mertesackers zu Werder Bremen gescheitert – Hannover wollte mehr Geld, als Bremen bereit war zu zahlen. Kind allerdings gilt im Gegensatz zu Manager Kaenzig als Befürworter des Transfers.

Manches deutet darauf hin, dass Rene Jäggi neuer Manager von 96 werden könnte. Der Schweizer war bis zum Ende der letzten Saison Vorstandschef beim 1. FC Kaiserslautern, wird von Kind geschätzt und ist bekannt als harter Sanierer. Kind wiederum fürchtet um den Klassenerhalt von Hannover 96 nicht zuletzt wegen der Kosten des Stadionumbaus in Hannover: Würde Hannover absteigen, wären die Umbaukosten in Höhe von 61 Millionen Euro mit den zu erwartenden Einnahmen in der 2. Liga kaum zu finanzieren.

Kind wird das in jedem Fall zu verhindern versuchen: Als er 1997 bei 96 antrat, spielte der Traditionsverein in der Regionalliga und stand kurz vor dem Konkurs. Der Unternehmer sanierte den Verein, führte die Mannschaft zurück in die Bundesliga und setzte sich mit Nachdruck und eigenem Geld für den Umbau des ehemaligen Niedersachsenstadions in die moderne AWD-Arena ein. Im August 2005 trat Kind dann unerwartet als 96-Clubchef zurück. Und hinterließ in den acht Jahren seiner weitgehenden Alleinherrschaft nicht nur glückliche Menschen: „Mit Herrn Kind kann man nicht zusammenarbeiten“, urteilte der frühere 96-Trainer Horst Ehrmantraut nach seiner Entlassung. Auch die Arbeit von Ralf Rangnick scheiterte an mangelhafter Kommunikation mit dem Clubchef. „Wir hatten kein Verhältnis“, stellte der Trainer fest. Wohingegen der amtierende Trainer Peter Neururer der HAZ sagte: „Zu Martin Kind hatte und habe ich ein gutes Verhältnis. Ein Bundesliga-Verein muss straff und knallhart geführt werden, da muss einer die Richtung vorgeben, und alle müssen folgen.“ Kli