lehrstellenmarkt
: Schluss mit dem Sommergefasel

Jedes Jahr die gleiche Leier: Pünktlich zum Sommerbeginn schlagen Politik, Handelskammer und Gewerkschaften Alarm und beklagen die katastrophale Situation auf dem Lehrstellenmarkt. Dann ist es sogar erlaubt, auf die Arbeitgeber einzudreschen. Doch im Herbst, wenn tatsächlich tausende Jugendliche auf der Straße stehen, ist es wieder still. Von einer härteren Bestrafung gegenüber den Ausbildungsverweigerern ist dann nicht mehr die Rede. Das Prozedere wiederholt sich im Folgejahr – nur dass die Lücke dann noch größer ausfällt.

KOMMENTAR VON FELIX LEE

Fünf Wochen vor Beginn des neuen Berufsschuljahres klafft bei den Lehrstellen eine Lücke von 13.052 Plätzen – ein Negativrekord. Angesichts dieser Zahl wirkt es verlogen, dass die Industrie- und Handelskammer nach wie vor versucht, die Schuld den Lehrstellensuchenden zuzuschieben und es damit begründet, dass die Hälfte der Bewerber wegen mangelnder Qualifikation gar nicht ausbildungsfähig sei.

Fakt ist: Angesichts immer weniger und teuerer Studienplätze, die längst auch kein Garant mehr für einen Job sind, drängen verstärkt Abiturienten auf den Lehrstellenmarkt. Da kann das Zeugnis noch so exzellent ausfallen – angesichts dieser Konkurrenz ist es für Schüler mit mittlerer Reife aussichtslos, noch eine Banklehre zu ergattern.

Was die Jugendlichen brauchen, ist kein ritualisiertes Sommergefasel. Die Politik muss mit ihrer bereits vor drei Jahren erhobenen Drohung Ernst machen: Wenn Industrie und Handwerk weiterhin nicht bereit sind, ausreichend Lehrstellen zur Verfügung zu stellen, müssen Strafgelder her.

Denn junge Menschen, die heute keinen Ausbildungsplatz finden, bleiben nicht nur morgen ohne Job. Ihr ganzes Leben wird ruiniert.