„Es fiel mir erst nicht leicht“

URAUFFÜHRUNG In der Kulturkirche erklingt der Popol Wuj vertont für Bariton und Klavier

■ 64, ist Professor für Komposition an der Bremer Hochschule für Künste

taz: Herr Koch-Raphael, kennen Sie die Band Popol Vuh?

Erwin Koch-Raphael: Aber ja! Schließlich hat da die Tochter meines Kompositionslehrers Isang Yun mitgesungen. Allerdings fand ich die Musikmischung dann doch nicht ganz so aufregend, wie man erwarten konnte.

Ihre „composition no. 73 (popol wuj)“ nach dem Maya-Schöpfungsmythos wird heute in St. Stephani uraufgeführt. Merkt man dem Werk an, dass Sie auch Elektrotechnik studiert haben?

Nein – das ist etwas Neues für mich. Ich schreibe sonst ja keine Lieder für Klavier und Singstimme, sondern eher abstraktere instrumentale Musik.

Die Weltgegend, aus der Ihr Text stammt, ist auch ungewohnt: Sie beziehen sich sonst oft auf Fernöstliches…?

So ist es. Und ich muss auch sagen, dass es mir zunächst gar nicht leicht fiel, mit diesem Text umzugehen. In Gegensatz zu Schöpfungsmythen etwa aus dem Hinduismus ist der Maya-Text ausgesprochen konkret, er beschreibt in sehr einfacher, aber eindringlicher Weise, wie alle Kreaturen entstanden sind, wie sie ihre Nahrung fanden und wie sich ihre Schlafplätze und Heimstätten suchten. Insofern ist die Komposition für mich in mehrfacher Hinsicht eine Premiere und reizvolle Herausforderung.

In den Mythos montiert sind Passagen aus dem Werk von Bartolomé de las Casas, der die grausame Zerstörung der Maya-Kultur beschreibt. Haben Sie die auskomponiert?

Nein. Die werden nur rezitiert. Der Popol Wuj ist für diese Komposition übrigens neu übersetzt worden. Da gab es eine lange Transkriptions-Geschichte mit vielen Überformungen.

interview: henning bleyl

heute 20 Uhr, Kulturkirche