Italienische Mode zu Tiefpreisen

Nach dem Urteil im italienischen Fußball-Skandal: Die betroffenen Klubs wollen in Berufung gehen

ROM dpa ■ Nach den drakonischen Urteilen im italienischen Fußball-Skandal gehen die als „Betrüger“ in die zweite Liga verbannten Clubs Juventus Turin, AC Florenz und Lazio Rom sowie der mit Punktabzügen bestrafte AC Mailand auf die Barrikaden: „Ungerecht, übertrieben, übereilt und unhaltbar“ sei das erste Urteil des Sportgerichts. Durch alle Instanzen bis hin zum Europäischen Gerichtshof wollen die Traditionsclubs gehen.

Da der Ausgang der Prozesse nicht absehbar ist, ergreifen die Stars voraussichtlich die Flucht. 13 von 23 Weltmeistern droht der Abstieg. Das ruft die Schnäppchenjäger auf den Plan: FC-Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch lockte vor der italienischen Insel Ponza bereits Juve-Abwehrchef Fabio Cannavaro auf seine Yacht, um einen billigen Fang zu machen. Anscheinend hat Real Madrid den Nationalmannschafts-Kapitän aber bereits kontaktiert. 30 Millionen Euro wollen die Spanier zahlen. „Italienische Mode zu unglaublichen Preisen“, spottete die spanische Zeitung Marca. „Ich hoffe Cannavaro bleibt“, sagte Juves neuer Trainer Deschamps.

Mit seinem ersten Urteil hatte das Gericht des Fußballverbandes das korrupte System enthauptet: Vier Topclubs, die zurückgetretenen Präsidenten des Verbands FIGC, die Schiedsrichter-Chefs und einige Star-Referees haben nach Meinung der Richter gemeinsam mit den Köpfen der italienischen Fußball-Mafia um den ehemaligen Juve-Manager Luciano Moggi Serie-A-Spiele systematisch manipuliert.

Ein vernichtendes Urteil, das die Angeklagten nicht hinnehmen: „Ich erwarte, dass wir in der Serie A bleiben oder schlimmstenfalls ohne Punktabzug in der Serie B starten“, sagte Juve-Präsident Gigli, dessen Club noch 30 Strafpunkte aufgebrummt wurden. „Wir klagen bis zum Europäischen Gerichtshof“, kündigte Lazio-Präsident Claudio Lotito an, der von den Fans freilich als Totengräber des Clubs attackiert wird.

Die Florenz-Fans dagegen stehen hinter ihrem Club-Präsidenten Diego Della Valle, der ein unfaires Schnellverfahren beklagt: „Unsere Verteidigung ist nicht mal gehört worden.“ Auch Juristen sehen den großen Zeitdruck mit Sorge: Bis zum 26. Juli muss das Berufungsgericht in letzter Sportinstanz urteilen, damit die Europacup-Teilnehmer noch gemeldet werden können.

Danach wollen die Clubs die Zivilgerichte anrufen. Auch Milan, das nach Punktabzug und Champions-League-Ausschluss auf eine Uefa-Cup-Teilnahme hoffen darf, will prozessieren. Drahtzieher Moggi nahm seine Verurteilung zu fünf Jahren Berufsverbot und 50.000 Euro Geldstrafe recht leise hin: „Mich bedaure ich weniger als die Clubs und Fans“, sagte er. „Ich habe mit dem Fußball abgeschlossen.“