Später Poker um Sammlung

KULTURPOLITIK Senatorin Karin von Welck treibt in ihren letzten Amtstagen die Angliederung der Sammlung Falckenberg voran. Viel nützen wird das nicht

Die Übertragung der Sammlung in eine städtische Stiftung ist vorerst vom Tisch

Kurz vor dem Finale bricht noch einmal Hektik bei Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) aus: Zwischen dem 16. und dem 25. August – ihren letzten Amtstagen also – will sie die Weichen für die Zukunft der Sammlung Falckenberg stellen, über deren Ankauf die Stadt seit Jahren verhandelt.

Eigentlich wollte der Unternehmer Harald Falckenberg seine über rund 2.000 Werke umfassende, international anerkannte Sammlung junger Kunst in eine städtische Stiftung übertragen. Die Stadt sollte 15 Millionen Euro beisteuern. Die andere Hälfte wollte er selbst tragen. Infolge allgemeiner Sparzwänge war das aber bald vom Tisch.

Seither ringt man um die zweitbeste Lösung: die Angliederung der in den Harburger Phoenix-Hallen residierenden Sammlung an die städtischen Deichtorhallen – als Leihgabe für zunächst 15 Jahre. Deren Direktor Dirk Luckow wäre hoch erfreut, böte die Einverleibung der Falckenberg’schen Werke doch die Chance, das Haus durch eine eigene Sammlung aufzuwerten.

Das aber kostet Geld: Auf 500.000 Euro jährlich würden sich die Betriebskosten für die Lagerung der Werke belaufen; zudem 70.000 für einen Kurator. Diese insgesamt 570.000 Euro würde von Welck Gerüchten zufolge gern in den Doppelhaushalt 2011/2012 einstellen.

Da hierüber aber erst im Februar 2011 beraten wird, kann die Senatorin lediglich einen entsprechenden Vorschlag hinterlassen. Das wäre immerhin besser als nichts, und Falckenberg ist optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass sie diesen Vorschlag machen wird“, sagt er.

Die Kulturbehörde indes gibt sich verhalten: Von Welck weilt im Urlaub, und so ist nur zu hören, dass sie sich bis zum Ende ihrer Amtszeit „für eine Kooperation zwischen der Stadt und den Deichtorhallen im Zusammenhang mit der Sammlung Falckenberg einsetzen“ werde, sagt Behördensprecherin Claudia Fregiehn. Wie weit dieses Engagement reicht und wie viel Einfluss von Welck überhaupt noch hat, ist unklar. Generell stehen die Chancen für weitere Kultur-Ausgaben angesichts des jüngsten Streits um die unterfinanzierten Museen eher schlecht.

Falckenberg weiß das und hat Verständnis: „Ich werde den Ausgang der Haushaltsberatungen akzeptieren“, sagte er der taz. Entscheidet sich der Senat jetzt gegen die Übertragung der Sammlung an die Deichtorhallen, wird er eben warten. „Ich laufe ja nicht aus Hamburg weg“, sagte er.

Für Falckenberg läuft allenfalls persönlich die Zeit: Er sei jetzt 67, „und ich fände es schön, wenn die Deichtorhallen und ich die Sammlung noch ein paar Jahre gemeinsam betreuen könnten“. Und wenn irgendwann die endgültige Übertragung der Sammlung auf die Stadt besiegelt würde, „wäre ich sehr zufrieden“. PETRA SCHELLEN