Streit um Autobahn-Trasse

A 281 Das Haus Neuland, derzeit von Kulturinitiativen genutzt, soll abgerissen werden. Wenn die A 281 hinter der alten Villa gebaut wird, soll EADS das Gelände bekommen

„Wir sind hier schon durch den Flughafen komplett lärmvermüllt“

VON CHRISTIAN JAKOB

Für den September rechnet Norbert Breeger, der Sprecher der Bürgerinitiativen „für eine menschengerechte A 281“, mit einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes (BVG) in Leipzig. Zwei Klagen liegen dort vor.

Familien, deren Grundstücke am hinteren Teil der Neuenlander Straße und nahe der Kreuzung mit der Kattenturmer Heerstraße liegen, haben stellvertretend für die Initiative Widerspruch gegen die Planungen eingelegt. Einer Familie droht eine komplette Enteignung, einer anderen würde „die Trasse direkt an ihrer Terrasse vorbeiführen“, sagt Breeger. Eine zweite Klage stammt von zwei Anwohnern aus Huckelriede und der Kattenturmer Heerstraße, die eine „unzumutbare Lärmbelastung“ durch den „Monsterknoten“, ein geplantes Autobahnzubringer-Dreieck, fürchten.

Erst kürzlich hatte Bau- und Umweltsenator Reinhard Loske (Grüne) in einem Interview die A 281 verteidigt. Zwar sei eine Autobahn „für einen Grünen immer ein Problem“. Doch würde die neue Trasse die Innenstadt entlasten und für „erheblichen Gestaltungsspielraum“ sorgen. So könne die Neuenlander Straße, auf der derzeit 50.000 Autos pro Tag fahren, zurückgebaut werden. Außerdem könnten die Hochstraßen der „faktischen Stadtautobahn“ von der Richard-Boljahn-Allee in der Vahr bis zur Hochstraße vor dem Bahnhof abgerissen werden. Zu der Auseinandersetzung um die „anwohnergerechte“ Trassenführung in Kattenturm äußerte sich Loske dabei nicht.

Die Planer hatten im Auftrag des Bauressorts eine Anbindung der A 281 an die A 1 entlang der Wohnviertel an der Kattenturmer Heerstraße („Wolfskuhlen-Siedlung“) geplant. Genau dies lehnt die Bürgerinitiative strikt ab. „Wir sind hier schon durch den Flughafen komplett lärmvermüllt und mehrfach gebeutelt“, sagt Breeger. Die Anbindung könnte, so hatten es auch frühere Skizzen vorgesehen, auf dem heutigen Hornbach-Gelände nach Süden abknicken und durch einen Tunnel unter der Landebahn des Flughafens nach Brinkum geführt werden. Das würde den Zubringer-Knoten überflüssig machen und die Anwohner des Gebiets müssten kaum zusätzlichen Lärm fürchten. Mit dem Land Niedersachsen ist nach einem Jahr Verhandlungen nun immerhin eine Planungsvereinbarung für diesen „Bauabschnitt 5“ getroffen worden, man rechnet mit einer Bauphase zwischen den Jahren 2017 und 2020.

Den Klagen räumt Breeger daher gute Chancen ein. Das BVG habe „umfangreiche Unterlagen“ beim Verkehrsressort angefordert – für ihn ein Indiz, dass die Richter die Kritik an den Planfeststellungsverfahren ernst nehmen und ernsthaft prüfen. Während die landeseigene „Gesellschaft für Projektmanagement im Verkehrswegebau“ (GVP), die den Bau der A 281 für das Senatsressort plant, sich um nahe gelegene Wohngebiete wenig scherte, wurden betroffene Firmen fürstlich entschädigt. Der Flugzeugbauer EADS bekam nach Unterlagen der Wirtschaftsförder-Ausschüsse schon 2005 insgesamt 8,5 Millionen Euro „Entschädigung“ zugesagt, weil zwei ältere Lagerhallen der Straßenplanung weichen müssen. Nun soll EADS auch noch das bisher von der AWO für eine Suchtklinik genutzte Grundstück „Neuland“ erhalten, das derzeit einer Kulturinitiative zur Zwischennutzung überlassen wird. Die Immobilien Bremen, die das „Haus Neuland“ derzeit noch verwaltet, geht davon aus, das EADS die Immobilie abreißen wird.

Toys’R’Us hat schon geschlossen, demnächst wird auch der Baumarkt Hornbach Richtung Duckwitzstraße umziehen – 16,5 Millionen Euro bekommen beide Firmen für ihren alten Standort. Auch über den hinteren Bereich des Metro-Geländes wird die Trasse – wohl unabhängig von der Leipziger Klage – gehen. Bisher konnten sich das Land und der Metro-Konzern aber noch nicht auf eine Entschädigungssumme einigen.

Auch in Seehausen wollen Anwohner gegen den dort geplanten A 281-Wesertunnel klagen. Hier sollen Wohnhäuser dem Tunnel weichen. Im August will das Bauressort den Planfeststellungsbeschluss veröffentlichen.