DAS WETTER: STAYING ALIVE

Hertha Rüsselsfeld liebte die feierliche Atmosphäre: den prächtigen Blumenschmuck, die gut gekleideten Menschen und vor allem jene gravitätische Stille, durch die nur gelegentliches Schniefen und noch seltener unterdrücktes Niesen drang. Wenn ihre Liederabende bloß von einem derart aufmerksamen Publikum besucht würden, sinnierte die hart gesottene Diseuse und erhob alsbald ihren beeindruckenden Damenbass, um eine verwegen röchelnde Version des Bee-Gees-Klassikers „Staying Alive“ zum Besten zu geben. Das Werk geriet ihr zum Triumph, und für diese magischen Momente nahm Hertha gern die happigen Bußgelder in Kauf, die nun mal anfielen, wenn man ungebeten auf den Beerdigungen wildfremder Menschen sang.