Schulrat mit „Obsession“ zur See

Heinz Dagott erklärte als Oberschulrat in Bremerhaven den pädagogischen Sinn staatlich finanzierter Segeltörns nach Helgoland. Das Geld dafür bekam die Marine-Jugend – Vorsitzender: Heinz Dagott

Von Klaus Wolschner

Bremerhaven ist eine Seestadt – warum sollte sich das Schulamt nicht einen Oberstudienrat „zur See“ leisten? Der Mann ist an Deck, Heinz Dagott (CDU) sein Name. Dagott vertritt den Magistrat Bremerhaven in der Bildungsdeputation, wenn es um Gelder für Segeltörns geht, Dagott ist rein ehrenamtlich erster Vorsitzender des Vereins „Marine-Jugend“ und Dagott hat auch ein Segelschiff mit dem schönen Namen „Obsession“.

So kam es, dass Oberschulrat Dagott in Vertretung des Magistrats Bremerhaven in der Bildungsdeputation am 18. Mai erklären konnte, warum 20.000 Euro an die Marine-Jugend für Segeltörns nach Helgoland spendiert werden sollten. 1.050 Euro sollen für jede der vier Helgoland-Turns abgerechnet werden, allein 400 Euro für die Bootsmiete, 600 Euro für die zwei Betreuer. Was Dagott der Deputation nicht sagte: Das Schiff, das die Marine-Jugend für die Törns anheuerte, ist sein eigenes, die „Obsession“, und der Oberschulrat war mit an Bord. Satte 1.000 Euro „Regiekosten“ bewilligte Dagott für seine Marine-Jugend und 2.500 Euro will er für Rettungswesten draufpacken – als ob die Marine-Jugend nicht acht Stück zur Verfügung stellen könnte für acht mitfahrende Jugendliche. „Eine Rettungsweste kostet 46 Euro – ich möchte wissen, wer die 50 Rettungswesten hat“, sagt Anja Stahmann von den Grünen empört. Ihr stinkt die ganze Geschichte zum Himmel. Denn der Eindruck drängt sich auf, dass der Marine-Jugend hier Geld zugeschoben werden soll.

„Ich gehe davon aus, dass alles mit rechten Dingen gelaufen ist“, sagt Schuldezernent Wolfgang Weiss. Zwar habe die Marine-Jugend des Schulrates die 20.000 Euro von der Schulbehörde schon bekommen, aber abgerechnet werde erst am Ende. Und auf die Frage, ob er denn vier Mal 400 Euro für die Miete seines Bootes kassieren würde, habe Dagott gesagt, er nehme dafür kein Geld. Warum dann aber 400 Euro Bootsmiete im Kostenplan der Marine-Jugend stehen und wie die nachgewiesen werden sollen, das wusste Weiss gestern auch nicht.

Der Schuldezernent hätte lieber die 20.000 Euro für Sommercamps mit benachteiligten Schülern ausgegeben. das aber wollte die CDU nicht, letztlich wurde die Mittelverwendung im Bremerhavener Koalitionsausschuss ausgekungelt. Denn das Geld stammt aus dem Topf, den die Eon zur Ablösung bremischer Rechtspositionen mit 20 Millionen Euro gefüllt hatte. 20 Millionen, die in Bremen als „geschenktes Geld“ behandelt wurden und zunächst außerhalb des Haushalts verteilt werden sollten.

Der Bremerhavener Anteil der stadtbremischen Eon-Beute sollte eigentlich dem „Verein zur Förderung benachteiligter Jugendlicher“ überwiesen werden, Vorsitzender ist ein anderer Schulrat, Michael Porwoll (SPD). Eine weitere Kontrolle der Verwendung hätte dann nicht mehr stattgefunden – genauso wenig wie die Verwendung der an die Grass-Stiftung abgezweigten Gelder kontrolliert werden kann. Schuldezernent Weiss fand das anrüchig und setzte durch, dass das Geld über den ordentlichen Haushalt verteilt wird. Aber natürlich achtete der Koalitionsausschuss darüber, dass es gerecht verteilt wird: Da Dagott CDU-Mitglied ist, verwundert es nicht, dass die CDU im Mai den Vorstoß verhinderte, die 20.000 Euro der Marine-Jugend für Sommercamps auf Porwolls Verein für benachteiligte Jugendliche umzubuchen.