Doppelter Winkelzug

Auch der Staatsanwalt legt Berufung gegen die Urteile in Italiens Fußballskandal ein

ROM dpa/taz ■ Nach der Urteilsverkündung im Manipulationsskandal droht dem Fußball in Italien weiteres Ungemach. Während die vier verurteilten Klubs auf den Beginn der Berufungsverhandlung am Freitag hinarbeiten, versucht sich auch der Verband zu wappnen. Angesichts der erwarteten Folgeprozesse vor dem Verwaltungsgericht in Rom wird in Erwägung gezogen, den für den 27. August geplanten Start der Serie A um einen Monat zu verschieben.

Doch nicht nur die Klubs rüsten sich für die mit Spannung erwartete Berufungsrunde im römischen Nobelhotel Parco dei Principi, auch Staatsanwalt Stefano Palazzi hat Einspruch gegen die Urteile eingelegt, weil er diese für zu milde hält. Palazzi hatte für Juventus Turin den Zwangsabstieg in die Serie C und für den AC Mailand die Verbannung in die Serie B gefordert. Juve soll nun in der B-Klasse mit 30 Minuspunkten starten und wehrt sich dagegen ebenso vehement wie Milan, das weiter in der Serie A, aber nicht in der Champions League spielen darf. Zudem stört Palazzi, dass fünf der acht von ihm beschuldigten Schiedsrichter freigesprochen wurden.

Der Berufungsprozess soll maximal bis zum 26. Juli dauern. Sollte keine Einigung zustande kommen, wird der kommissarische Verbandspräsident Guido Rossi die Uefa-Cup-Liste nach dem erstinstanzlichen Urteil gestalten. Es gilt als sicher, dass zumindest die Zwangsabstiege Bestand haben werden.

Nicht nur deshalb liegen bei den verurteilten Klubs – neben Juve sollen auch der AC Florenz und Lazio Rom in die zweite Liga absteigen – die Nerven blank. Juve-Aufsichtsrat Marco Tardelli sprach aus, was viele Tifosi denken. Der Weltmeister von 1982 beschuldigte den AC, nur dank der politischen Winkelzüge und Drohungen von Klubboss und Exministerpräsident Silvio Berlusconi den Gang in die Serie B verhindert zu haben. Tardelli verlangt, dass auch der Mailänder Klub in die zweite Liga absteigen müsse. Seine Worte lösten in Mailand heftige Reaktionen aus. „Tardelli ist ein schäbiger Mensch“, hieß es in einer offiziellen Mitteilung des Vereins: „Er hat keine Gelegenheit ausgelassen, Berlusconi zu beschimpfen, obwohl er erst seit wenigen Tagen im Juve-Aufsichtsrat sitzt.“

Milan macht sich derweil sogar weiterhin Hoffnungen auf den Uefa-Cup. Da der FC Empoli, der in der bereinigten Tabelle vom zehnten auf den sechsten Platz vorgerückt ist, nicht für internationale Wettbewerbe gemeldet hat, könnte der auf Rang acht zurückgestufte Vizemeister automatisch nachrücken. Empolis Bemühungen, die Lizenz nachträglich zu erhalten, waren bislang nicht von Erfolg gekrönt.