verpasst?
: Ein Rätsel mit Fransenfrisur

„Sabine Christiansen“, So., 21.45 Uhr, ARD

O ja, wie war das damals schön – als „wir“ und „die“ immer sonntags berauscht vom inszenierten Drama in der Glitzerkugel in die neue Woche gingen. Ja, wie war das schön, als Sabine Christiansen noch Quote machte und selbst die verhasstesten Gegner zu einem Eingeständnis brachte: Um diesen Quatsch würde man wenigstens am Montag im Tagesgeschäft nicht herumkommen.

Lange hat sie gewartet, bis sie den Rausch endlich Kater sein ließ. Seit Sonntag ist’s vollbracht. Wo früher die Talkrunde „Sabine Christiansen“ war, ist mit dem Auftakt ins letzte Amtsjahr als ARD-Lady nur noch ein großes Rätsel: Wie will die Redaktion mit ihrer Frontfrau bis 2007 durchhalten? Und was wollte die Crew um den neuen Redaktionsleiter Michael Cramer den Zuschauern mit diesem Auftritt sagen?

Was am Sonntag zu sehen war, ließ nur eine Lösung des Rätsels zu: Diese Sendung ist nicht mehr zu retten. Nicht mit der Schwindel erregenden, Tempo suggerierenden Kameraführung, die plötzlich nicht mehr stillstehen will. Nicht mit den zahlreichen Close-ups auf Köpfe im Publikum, die wahlweise ironisch lächelten oder regungslos vor sich hin starrten. Nicht mit einer Moderatorin, die mit legerer Fransenfrisur statt strenger Föhnwelle aus der Sommerpause zurückkehrte.

Und nicht mit diesem saublöden Thema „Nach der WM – Abpfiff für den Aufbruch?“

„Um im Bild zu bleiben“, wie es in der Runde um Michael Glos, Renate Künast, Ralf Rangnick, Klaus Wowereit und einem mittelständischen Unternehmer so oft hieß: Jürgen Klinsmann wusste, wann es Zeit ist, ein Projekt zu beenden. SUSANNE LANG