DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Sie sind eher servil?

Was sagt uns das? Die Queen sucht neue Butler. Das Jahresgehalt ist nicht gerade fürstlich

Sie haben schon immer gerne den Tisch gedeckt und wissen, was ein Fischmesser ist? Anderen Menschen die Koffer zu tragen bereitet Ihnen Freude? Überhaupt sind Sie eher servil veranlagt, mehr der blasse Typ, Quatschen ist nicht so Ihr Ding und Ihr Rücken ist vom vielen Buckeln im Idealfall schon ein wenig angekrümmt (kein Muss)?

Dann können Sie für 15.000 Pfund Einstiegsgehalt – im Jahr, versteht sich, Sie Scherzkeks! – der Queen ihre Scones in die royalen Gemächer tragen, hinter der königlichen Bagage herräumen und den Bullterrier von Prinzessin Anne davon abhalten, ein weiteres Schoßhündchen der Königin aufzufressen (wie es zu Weihnachten, die Daily Mail enthüllte den Skandal, das Schicksal des armen Pharos war).

Der Buckhingham Palace sucht also neue Butler-Lehrlinge. Per Stellenausschreibung im Internet. Ein schnödes Word-Dokument namens 80264, inklusive Tippfehler auf Seite zwei und mangelhafter Formatierung im ersten Absatz, ist auf der Website des royalen Household verlinkt.

Immerhin: Sie müssten bloß 45 Wochenstunden arbeiten, etwas mehr als Vollzeit also, wohnten absolut zentral und genössen die Visage von Prinz Charles zum Frühstück. Sie könnten sozusagen beruflich Cricket und Scrabble spielen – und mal im Ernst: das Gerücht, dass der ehemalige Butler von Lady Di der Vater einiger Royals sein könnte, so was spornt doch an, oder? Außerdem wäre Ihr Arbeitsplatz sicher: Seit der Geburt von Thronfolger George Alexander Louis im Juli letzten Jahres dank Erbfolgemodell bis auf Weiteres gesichert. Und: die Briten believe in their Königreich. Nur 17 Prozent, ergab die Umfrage eines Meinungsforschungsinstituts, wünschen sich die Republik herbei.

Aber ach, dieser Hungerlohn? Klagen Sie nicht, die Queen ist noch ärmer dran. Seit Jahren muss sie sparen und helfen, dass sich der britische Haushalt der Regierung Cameron konsolidiert. Gönnen Sie ihr den billigen Zimmerservice. Vielleicht bekommen Sie ja einen halben Scone ab. ANNA KLÖPPER