„Eltern entscheiden“

GEBURTEN Die Klinik für Geburtshilfe am Klinikum Mitte zeigt werdenden Eltern die Kreißsäle

■ ist Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Bremen-Mitte

taz: Herr Kamil, Sie versprechen eine persönlich geschneiderte Geburt. Was verstehen Sie darunter?

Daniel Kamil: Wir beraten werdende Eltern ausführlich. Wenn etwa eine Schwangere kommt, der zum Kaiserschnitt geraten wird, die aber eine normale Geburt möchte, klären wir sie über Risiken, Vor- und Nachteile auf. Dann führen wir aus, wozu sie sich entscheidet.

Ist das nicht normal?

Das würde man erwarten, ist es aber nicht überall. Da wir eine eigene Abteilung für Geburtshilfe und keine allgemeine Klinik für Gynäkologie sind, können wir uns sehr spezialisieren. Zwei Prozent der Geburten bei uns sind beispielsweise Wassergeburten. Das sind doppelt so viele wie im Bundesschnitt.

Und die Kaiserschnitte?

2009 waren das bei uns 40, bundesweit um die 30 Prozent. Das liegt daran, dass viele Frauen mit Risikoschwangerschaften zu uns kommen. Für 2010 rechnen wir hier mit 100 Frühchengeburten, Kindern, die mit unter 500 Gramm Gewicht zur Welt kommen werden.

Wie hoch ist der Wettbewerb der Kliniken um Geburten?

Konkurrenz ist sicher da. Mein Ziel ist es aber nicht, Eltern zu werben. Ich sehe meine Rolle so, dass ich ihnen als Mediziner mein Fachwissen mitgebe. Ich rate den Eltern auch, sich verschiedene Kliniken anzugucken.

Gibt es in Ihrer Klinik auch so genannte Beleggeburten, die von freiberuflichen Hebammen begleitet werden?

Nein. Ich kann mir das für unsere Klinik aber sehr gut vorstellen.

Wenn es die Freiberuflerinnen künftig noch gibt: Durch eine Haftpflichterhöhung stehen viele vor dem Aus.

Ich stehe voll hinter den Anliegen der freiberuflichen Hebammen. Schwangeren steht es zu, auch von Fachfrauen wie ihnen begleitet zu werden.INTERVIEW: THA

18 Uhr, Haupteingang der Frauenklinik am Klinikum Mitte, Ecke St.-Jürgen-Straße/Am Schwarzen Meer