„Produktion einer Soße“

PREMIERE „Mord-Macht-Tod“ reduziert Shakespeares sieben Königsdramen aufs Wesentliche

■ 55, ist Schauspielerin und Regisseurin. Von 2002 bis 2007 war sie Schauspieldirektorin am Volkstheater Rostock.

taz: Frau Schall, alle Königsdramen von Shakespeare vereint in einem Stück – auf wie viele Arten wird da gestorben?

Johanna Schall: Oh, auf sehr viele. Aber vor allem wird auf unendlich viele Arten versucht, an Macht zu gelangen – was wiederum mit vielen Morden einhergeht und im Übrigen sehr unterhaltsam ist.

Wenn man Stoff für ein bis zwei Tage auf drei Stunden reduziert, was bleibt da übrig?

Reduziert trifft es sehr genau, denn das, was meine Co-Autorin Grit van Dyk und ich da gemacht haben, vergleiche ich gern mit der Produktion einer Soße: Dafür nimmt man einen großen Topf Brühe und reduziert ihn langsam, aber sicher. Am Schluss ist ein Konzentrat entstanden, das man noch ein wenig verfeinern muss. Auch in unserem Stück ist alles Überflüssige rausgeflogen.

Es dauert lange, eine gute Soße zu machen – wie lange hat Ihre Produktion gedauert?

Wir haben ein halbes Jahr geschrieben, das war das Schwierigste, was ich je gemacht habe. Herausgekommen ist das Rückgrad der sieben Stücke. Und da geht es um Machtgewinn, um Machtmissbrauch, um Machtverlust. Und das wohl am meisten gebrauchte Wort des Stücks ist das Wort „Recht“.

Warum ist das so?

In allen Königsdramen geht es darum, dass ein König das Recht bricht. Shakespeare hat sich sehr dafür interessiert, wie Recht eingehalten und wie dieser Begriff überhaupt verwendet wird – und was der wiederum mit Macht zu tun hat.

Der Mächtige bestimmt, was Recht ist ...

... ja, und das ist etwas Allgemeingültiges. Ich bin ja in der DDR aufgewachsen und habe da ein System erlebt, wo es genauso funktioniert. Aber auch in kleineren Zusammenhängen wird immer Macht eingesetzt, und sei es ganz subtil. Man muss dagegen halten, zum Beispiel mit den Mitteln der Demokratie. Das ist es, was das Stück zeigen kann. INTERVIEW: SCHN

Premiere: 19.30 Uhr, Theater am Leibnizplatz