Geliebtes Kraftwerk

ARCHITEKTUR Die Reportage „Die Südzentrale – Der Film“ formuliert, was sich die Initiative zum Erhalt des ehemaligen Kraftwerks in Wilhelmshaven wünscht

Seit 20 Jahren dümpelt nun schon die Südzentrale in Wilhelmshaven ungenutzt und dem Verfall preisgegeben vor sich hin. Dieser stattliche Industriebau, errichtet zwischen 1909 und 1918 am sogenannten Großen Hafen, war lange Jahre das leistungsstärkste Kraftwerk Deutschlands und versorgte die örtliche Marinewerft mit Strom und Dampf. Nach der Betriebseinstellung 1993 verkaufte der Bund sein Eigentum an Investoren, die, von der Verkehrssicherungspflicht des Gebäudes offensichtlich entbunden, lediglich auf den Wertzuwachs ihrer Liegenschaft spekulierten. Für eine damals naheliegende Neunutzung, nämlich als Standort des gerade gegründeten Marinemuseum, fehlten dem Trägerverein die finanziellen Mittel – und der Stadt Wilhelmshaven der Mut. Die Szenarien zum Erhalt sind seit Jahren vage.

Das hat sich wohl auch der Förderverein zum Erhalt der Südzentrale gesagt. Er hatte sich 2011 gegründet und zählt mittlerweile gut 300 Mitglieder. Im Frühjahr 2013 konnte aus eigenem Etat das lokale Filmteam Puzzlepictures mit einem Imagefilm von einigen Minuten Länge zur Situation vor Ort beauftragt werden. Das Potenzial der Architektur und ihr baugeschichtlicher und städtebaulicher Wert sollten inszeniert werden, Aktivisten des Vereins mit ihren Ideen einer Nutzung zu Wort kommen.

Die beiden jungen Filmer Andree Betten und Christopher Groß, an der Jade-Hochschule Wilhelmshaven im Studiengang Medienwirtschaft ausgebildet, lieferten fristgerecht ab – und machten danach weiter. Mit Carola Schede ist ein weiterer Profi an Bord, sie arbeitet seit langem in der Region für Hörfunk und Fernsehen. Der thematische und räumliche Radius wurde nun erweitert, die endgültige Reportage wird eine Länge von 30 Minuten haben.

Erfolgreiche Umnutzungen, wie etwa Tim Mälzers Restaurant „Bullerei“ in Hamburg, sollen ganz konkret vor Augen führen, was eigentlich auch in Wilhelmshaven nicht undenkbar sein sollte. Außerdem wird die lokale Kontextualisierung in bemerkenswerte Architektur etwa der Zwischenkriegsjahre verdeutlicht. Da ist beispielsweise das Rathaus mit Wasserturm von Fritz Höger, 1927 bis 1929 in ortstypischem Klinker errichtet. Auch steuern prominente Wilhelmshavener ihre Visionen bei: so etwa Thomas Hengelbrock, seit 2011 Chefdirigent des NDR-Sinfonieorchesters. Er steht für das „wohlklingende Zusammenspiel“ der Verantwortlichen, so Schede, dessen der Erhalt der Südzentrale so dringend bedarf. BETTINA MARIA BROSOWSKY

„Die Südzentrale – Der Film“: 2. Februar, 12 Uhr, UCI Kinowelt, Wilhelmshaven