Flaneure zahlen fleißig

Die anfangs scharf kritisierten freiwilligen Gebühren für zwei Parks in Charlottenburg und Potsdam werden mehr und mehr akzeptiert: Rund 80 Prozent der Gäste zahlen

Mit einem Buch in der Hand sitzt die junge Mutter auf einer Bank hinter einer hohen Hecke. Neben ihr schläft das Baby in einem Kinderwagen. Still und lauschig ist es im Park des Schlosses Charlottenburg; deshalb halten sich dort auch viele Stammbesucher auf. Die Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte, wohnt in der Nachbarschaft und besucht die Grünanlage jeden Tag. Den freiwilligen Parkeintritt, der seit Juni von Besuchern erbeten wird, hat sie allerdings noch nicht gezahlt.

„Zuerst war ich gegen die Maßnahme“, sagt sie. Jetzt aber sei sie davon überzeugt, dass ein sauberer und ordentlicher Park gerade für ihr Kind von Vorteil ist. Von anderen Besuchern wisse sie, dass diese mittlerweile ähnliche Ansichten verträten. Die Stimmung in den preußischen Gärten scheint sich zu bessern.

Kritik von vielen Seiten

Anfangs war die Einführung des freiwilligen Parkeintritts in Höhe von 2 Euro in Charlottenburg und Potsdam-Sanssouci durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg umstritten: Zum Beispiel tauchte die Frage auf, warum Geld für den Aufenthalt in einer öffentlichen Grünanlage gezahlt werden soll. Kritik kam auch vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, das die Freiwilligkeit der Zahlung für „ihren“ Schlosspark in Frage stellte.

Dort hat man unterdessen eine neue Sprachregelung gefunden, wie Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen (SPD) erläutert. Statt Eintritt sei jetzt von einer Spende die Rede. „Dagegen waren wir noch nie“, stellt Thiemen klar.

Die Stiftung bittet seit März in Sanssouci und seit Juni in Charlottenburg Besucher um einen freiwilligen Parkeintritt, mit dem die Instandhaltung der Grünanlagen unterstützt werden soll. Jährlich müssten 20 Millionen Euro in die Parks investiert werden, hatte der Generaldirektor der Stiftung, Hartmut Dorgerloh, bei der Vorstellung des Projekts gesagt. „Durch den Eintritt erwarten wir einen Beitrag in Höhe von mehreren hunderttausend Euro, die wir in die Gärten stecken können.“

Nun werden pro Person 2 Euro erbeten, eine Jahreskarte ist für 12 Euro zu haben, zahlbar an Automaten oder bei einem der 20 Besucherbetreuer.

Der Student Michael Sauer beispielsweise steht in historischer Kleidung an einem Parkeingang in Sanssouci und macht Besucher höflich auf den Eintritt aufmerksam. Wer nicht zahlen möchte, geht unbehelligt weiter. Wer Geld gibt, bekommt im Gegenzug eine Dankeskarte mit Motiv und Plan, der eine Übersicht über die verschlungenen Parkwege bietet. „Die Besucher empfinden uns als Attraktion“, hat der 25-jährige Student festgestellt.

Als Dank eine Karte

Hin und wieder suchten Zahlungsunwillige die Diskussion, aber 80 Prozent der Touristen würden einen Beitrag entrichten. Manche aber erst, nachdem sie durch die Gartenanlage spaziert seien.

Nach Angaben von Sprecherin Elvira Kühn hat die Stiftung bisher 80.000 Euro in den beiden Parks eingenommen. „Wir sind der Meinung, dass es sehr gut läuft“, sagt Kühn. Das Geld soll in konkrete Projekte fließen: In Sanssouci werde die Brücke am Chinesischen Teehaus saniert, in Charlottenburg würden zusätzliche Parkbänke aufgestellt. Im nächsten Jahr soll der freiwillige Parkeintritt schrittweise in den übrigen Gärten der Stiftung eingeführt werden. dpa

Internet: www.spsg.de