Wie sich die Namen gleichen

Sie heißen zufällig Anna? Oder alternativ Thompson mit Nachnamen? Sie können zufällig auch ein wenig Schlagzeug spielen und singen? Haben Sie womöglich sogar eine Schwäche für rumpelige Rockmusik? Und schon einmal etwas von den Riot Grrrls gehört? Dann sind Sie unsere Frau.

Denn die Anna Thompsons, die sich so nannten, weil sie bei der Gründung tatsächlich aus zwei Annas und zwei Thompsons bestanden, haben zwar gerade ihr Debütalbum herausgebracht, aber ihre auf dem Cover abgebildete Drummerin verloren. Bis adäquater Ersatz gefunden ist, hilft ein Mann aus. So erfüllen die Anna Thompsons momentan personell nur zu drei Vierteln die Anforderungen an eine Riot-Grrrl-Band, musikalisch dafür weiterhin hundertprozentig.

Ambika Thompson und Karen Thompson stammen beide aus Kanada, sind aber nicht verwandt, Ana Catalá kommt aus Spanien. Gefunden haben sich die drei 2011 in Berlin, seitdem haben sie – mit wechselnden Schlagzeugerinnen – einen forschen, handwerklich nicht immer sauberen, aber dafür sehr lebendigen Garagenrock entwickelt, den sie mit schmucken Melodien verzieren, die sie gern in herzallerliebstem Chorgesang vortragen, als seien sie die Beach Boys, die sich in eine Garage verirrt haben. Was sie singen, ist allerdings gar nicht lieb. Denn die drei nehmen kein Blatt vor den Mund, fordern selbstbewusst Sex ein („Let’s get high and fuck for hours“), singen über die kulinarischen Freuden von Pferdefleisch („Hey Pony“) und schicken den Liebhaber wegen seiner drogeninduzierten Selbstbezogenheit zum Teufel („Fuck You“).

Im Vergleich dazu wirken die Popsongs der Crashcaptains recht konventionell. Berückende Harmoniegesänge allerdings haben sie in ihrem Debüt „Some Time Soon“ ebenfalls im Angebot und Bandmitglieder mit demselben Nachnamen. Nicolas und Tobias Heintz sind dabei tatsächlich verwandt. Die Brüder bilden eine Hälfte des Berliner Quartetts und singen davon, wie es ist, sich selbst aus dem Weltraum zu beobachten, oder dass man sich in der Mitte eines Songs zu Hause fühlen kann. Doch die Texte in gehobenem Schulenglisch sind nicht so wichtig. Die Melodien sind es und die sind wirklich prima. Manchmal vielleicht zu eingängig und erwartbar, dafür passen sie gut zu dem hingetupften Pop, der ebenso brav wie hübsch ist. THOMAS WINKLER

■ Crashcaptains: „Some Time Soon“ (Kitchen Records/Pool Music & Media), Record Release Party am 31. 1. im Antje Öklesund

■ The Anna Thompsons: „The Anna Thompsons“ (RAR/Edel), live am 1. 2. im Auster Club