BVG will viel heiße Luft produzieren

Die BVG will mehr Wasserstoff-Busse anschaffen, weil Diesel teurer wird. Aber noch ist das Tankstellennetz zu löchrig

Einen entscheidenden Nachteil hat der BVG-Bus der Zukunft: Die pubertierenden Jungs auf der Rückbank werden vom orgelnden Diesel-Motor nicht mehr gnädig übertönt. Denn Busse mit Wasserstoffantrieb fahren so leise, dass man jedes Wort versteht.

Die BVG denkt darüber nach, einen Teil ihrer Flotte künftig mit Wasserstoff fahren zu lassen – bei einer Ausschreibung für 250 Fahrzeuge sollen Hersteller Angebote für beide Antriebsalternativen abgeben. „Wir wollen den Weg zur Wasserstofftechnologie konsequent beschreiten“, sagte Betriebsvorstand Thomas Necker in einem Zeitungsinterview.

Die BVG verweist auf positive Erfahrungen mit zwei Versuchsbussen. Sie setzte sie während der WM ein. In den vier Wochen legten sie im Pendelverkehr zwischen dem Olympiastadion und dem Flughafen Tegel rund 8.500 Kilometer zurück. „Sie haben sich bewährt und sind absolut alltagstauglich“, sagte BVG-Sprecher Klaus Wazlak gestern. Als größtes Plus gilt ihre Umweltfreundlichkeit: Aus dem Auspuff kommt nur heiße Luft und ein bisschen Wasser. Die beiden Busse sollen demnächst im regulären Betrieb eingesetzt und in Spandau stationiert werden.

Die hochverschuldete BVG hat bei der Ankündigung nicht nur die Umwelt im Blick, sondern vor allem steigende Dieselpreise: „Es wäre dumm, nicht früh Ideen für Alternativen zu entwickeln“, sagt Wazlak. Derzeit zahlt die BVG als Großkunde 94 Cent für den Liter. Zwar ist derzeit Wasserstoff, der durch die Elektrolyse von Wasser hergestellt wird, im Vergleich teuer. Aber in Zukunft könnte das Gas den normalen Sprit schlagen, so das BVG-Kalkül.

Gleich ein Fünftel der 1.300 Wagen starken Flotte umzurüsten, ist jedoch im Moment nicht mehr als ein Gedankenspiel. Zum einen machen die Verkehrsbetriebe die Investition von öffentlicher Förderung abhängig. „Wenn Bund und Länder Berlin als Wasserstoff-Metropole bezeichnen, darf das nicht nur auf dem Papier stehen – sondern muss auch mit Geld unterlegt werden“, so Wazlak. Noch im März gab zudem der BVG-Chef persönlich ein bescheideneres Ziel aus: Im Jahr 2007 sollten 14 Wasserstoff-Busse durch die Hauptstadt fahren, sagte Andreas Sturmowski.

Es spricht also viel dafür, dass die Flüsterbusse in den kommenden Jahren weiter selten sein werden – und die BVG die Marke 250 erst Schritt für Schritt erreicht. Zumal das Wasserstoff-Tankstellennetz mit einem Einsatz solcher Größenordnung völlig überlastet wäre. Bisher gibt es nur drei Stationen in der Hauptstadt – eine an der Heerstraße in Spandau, eine am Messedamm und eine auf dem Bus-Betriebshof Usedomer Straße. „Da müssten ganz andere Kapazitäten her“, so Wazlak. ULRICH SCHULTE