Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Im Jahr 2001 meldete die Glashütte Theresienthal im Bayerischen Wald, ein Unternehmen mit fast sechshundertjähriger Geschichte, Insolvenz an. Falsche Entscheidungen des Managements, eine mit schweren Fehlern behaftete Produktlinie und der schrumpfende Markt für hochwertiges Kristallglas hatten der traditionsreichen Manufaktur den Garaus beschert. Doch dreieinhalb Jahre später konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden – vor allem Dank der Initiative einer Stiftung, die sich um die Förderung vernachlässigter Wirtschaftsgebiete bemüht. Dominik Wesselys kommentarlose Dokumentation „Die Unzerbrechlichen“ (2006) verfolgt die Stationen des kleinen Wirtschaftswunders, ohne daraus ein kapitalistisches Lehrstück machen zu wollen. Insbesondere kommt der Film seinen verschiedenen Protagonisten recht nahe und ist immer dann ausnehmend spannend, wenn gänzlich unterschiedliche Temperamente – wie etwa die wortkargen Handwerker und der leut- und redselige neue Geschäftsführer – aufeinanderprallen. Bei der Veranstaltung der AG DOK in den Hackeschen Höfen steht Regisseur Wessely nach der Vorführung für eine Diskussion mit dem Publikum zur Verfügung. (5. 2., Hackesche Höfe)

Gut, wenn man seine Beziehungskrise künstlerisch verarbeiten kann: Die von ihrem Ehemann auf sehr moderne, aber nicht eben feine Weise per E-Mail verlassene Regisseurin Nina Paley verarbeitet in ihrem Animationsfilm „Sita Sings the Blues“ (2007) ihre eigene Geschichte, indem sie auf humorvolle Weise Parallelen zieht zum berühmten indischen Epos Ramayana. Einem sehr schlichten Zeichenstil in den persönlichen Szenen steht dabei eine fantasievoll ausgeschmückte Animation in den Indiensequenzen gegenüber, in denen die Göttin Sita ihrerseits von ihrem Geliebten Rama schlecht behandelt wird und ihrem Gefühlsleben durch die Bluessongs der amerikanischen Jazzsängerin Annette Henshaw Ausdruck verleiht. (OmU, 2. 2., Z-inema)

Eine Beziehungskrise haben auch Katharine Hepburn und Humphrey Bogart in John Hustons Abenteuerklassiker „African Queen, und zwar kaum, dass sie sich überhaupt kennen gelernt haben: Als dickköpfige Missionsschwester und versoffener Kapitän schippern die beiden in einer Zweckgemeinschaft auf einem maroden Dampfer im Kongo den Fluss hinunter, tragen dabei lebensanschauliche Differenzen aus und versenken am Ende ein deutsches Kolonialkriegsschiff. Zieht man Peter Viertels Schlüsselroman „White Hunter, Black Heart“ zu Rate, waren die Dreharbeiten eine ziemliche Katastrophe (Malaria, Alkohol und Hustons Großwildjägerattitüde), dem Film selbst merkt man das jedoch nicht an. (OF, 2. 2., Arsenal 2)