LESERINNENBRIEFE
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Da gibt es nichts zu jammern

■ betr.: „Das Alter ist ein Weib mit vertrockneten Brüsten“, taz vom 28. 1. 14

Neulich traf ich eine alte Bekannte. Da standen wir also an der Supermarktkasse, Ende 50, Anfang 60, hübsch, sportlich, gut gekleidet, als sie mir nach kurzem Smalltalk besorgt in die Augen sah: „Und was macht dein Freund so?“ „Keine Ahnung“, antwortete ich vergnügt, „er ist schon seit zwei Jahren in der Wüste. Jedenfalls habe ich ihn dort hingeschickt, und das war der beste Einfall meines Lebens.“ Ihr Gesicht entspannte sich. „Ich bin auch Single“, sagte sie zufrieden. Und dann in unserem schwäbischen Dialekt : „Es isch oifach schee. Ma ka do, was ma will, ond koi omues me.“ (Hochdeutsch in etwa: Es ist einfach schön. Man kann tun, was man will, und keine Unruhe mehr . „omues“ ist verwandt mit „Muse“, vgl. auch mittelhochdeutsch „unmuoze“ = Mangel an Zeit, Geschäftigkeit, Mühe.)

Ja, es ist schön. Sollen die Jungen sich verlieben, begehren und sonst was treiben. Wir hatten das auch. Und wir können jetzt zusehen, wie unsere Kinder das ganze Spiel mit der Liebe meist viel schlauer, unabhängiger und freier anstellen als wir damals – weil wir sie so erzogen haben, weil sie aus unseren Fehlern lernen. Da gibt es nichts zu jammern. Ob man nun bei Männern noch Aufmerksamkeit weckt oder nicht – das ist einfach bloß egal. Wenn man erst mal damit angefangen hat, fällt einem so viel Schönes ein, was man schon immer ganz unabhängig und ohne schlaues Dreinreden machen wollte. Und frau tut es einfach. Die einzigen Einschränkungen sind finanzieller Art. CORNELIA KELLERER, Boos

Darf ich mitmachen?

■ betr.: „Das Alter ist ein Weib mit vertrockneten Brüsten“,taz vom 28. 1. 14

Mit Ihrem eigenen Vorschlag, ohne Mann lebende Frauen „könnten so etwas wie ihr revolutionäres Subjekt bilden“, kann ich nichts anfangen.

Ein großer Freundeskreis wäre für mich ein Traum. Aber für wie viele (Single?-)Frauen außerhalb von Berlin ist das möglich? Meine liebsten Freunde und Freundinnen von früher haben alle ihr eigenes Leben in verschiedenen Städten – FreundInnen ja, aber kein Kreis! Freundinnen mit Familie haben über die Kinder die Jahre hindurch andere Eltern kennengelernt und als Freunde gewonnen. Auch ich, heute 56, habe neue Freunde kennengelernt. Diese sind aber oft über Jahre nicht verfügbar, wenn sie in Beruf oder Beziehung beschäftigt sind.

Von den Freundinnen sind die Partner oder die Partnerinnen nicht immer genauso eng mit mir befreundet. Eine lesbische Freundin wird von Ihrer Partnerin besonders vor anderen Frauenfreundschaften behütet. Wenn die Freundschaft darauf beruht, dass beide Single sind, ist es schnell vorbei, wenn die eine einen Job, einen Mann oder eine Yogagruppe findet. Es ist in unserer Kultur nicht einfach, eine Partnerin oder Partner und eigene Freundschaften zu pflegen.

Wenn sich Freundschaften mit Männern ergeben haben, war es noch schwieriger. Mehr als einer hat mir gemailt, er könne nicht nach Feierabend mit mir ein Bier trinken, da seine Frau was dagegen habe, wie wär’s mit einer Mittagspause? Seitdem ich einen Lebenspartner habe, kann ich einen Mann mit Frau einladen, das ist okay, aber nicht dasselbe. Mach ich eine Affäre draus, gibt es vielleicht schöne gemeinsame Stunden, aber keine Freundschaft.

„Schmerzhaft von männlicher Anerkennung freigemacht“? Aus dem beruflichen und gesellschaftlichen Leben verabschiedet oder was? Mit 24 wollte ich intellektuelle Anerkennung von wem auch immer, allerdings war die Uni damals sehr männlich geprägt. Wollte vor allem reden, das klappte mit Frauen. Wollte auch Sex, aber nicht um dem Preis, nur gepackt und nicht gehört zu werden. Niemals werde ich frei sein von dem Wunsch, gehört zu werden!

Wo sind Ihre vielen Singlefrauen und Ihre Freundeskreise? Darf ich mitmachen? MYNAH PLATHE, Hamburg

Muss es eine ganze Seite sein?

■ betr.: „Das Alter ist ein Weib mit vertrockneten Brüsten“,taz vom 28. 1. 14

Es ist ja durchaus zu verstehen, dass ihr das Buch der ehemaligen taz-Chefin rezensiert, aber muss es gleich eine ganze Seite sein? Das Thema „Älterwerden – nicht nur als Frau“ hätte durchaus breiter aufgefächert werden können. Es gibt auch andere Autorinnen, die in letzter Zeit dazu etwas zu sagen hatten und Mut machten: Barbara Sichtermann zum Beispiel oder Sibylle von den Steinen in ihrem E-Book „let’s talk about sex and aging“. Würde mich freuen, wenn ihr das Thema noch einmal aufgreift. SIBYLLE KAMINSKI, Köln

Ein paar Bröckchen Macht

■ betr.: „Der Blick ins Dekollete“, taz vom 25. 1. 14

Das Problem beim Sexismus sind nicht nur die Männer, sondern auch solche Frauen wie Christiane Hoffmann. Sie haben von den Männern ein paar Bröckchen Macht abbekommen und dafür rechtfertigen sie männliches Verhalten, werden zu Männer-Versteherinnen, statt sich mit Frauen zu solidarisieren.

In der männlich dominierten Arbeitswelt funktionieren sie vermeintlich gut, weil sie den täglichen permanenten Sexismus nicht nur ausblenden, sondern sogar die männliche Haltung einnehmen, die Frauen selbst mit ihrer angeblich „falschen“ Sichtweise als Problem darzustellen. Witzige Scherze sind Bemerkungen unter der Gürtellinie jedenfalls nicht! Zum Glück lese ich den Spiegel nicht! BARBARA HELLING