Warnschuss für Mastfabriken

GEFLÜGELMAST 40.000 Hühner sterben nach dem Ausfall der Lüftung in einem Stall bei Uelzen. Kreisveterinäramt untersucht den Vorfall. Politiker fordern tiergerechte Haltung und mehr Kontrollen

Die Agrar-Expertin der Linksfraktion spricht vom „Fluch der Massentierhaltung“

Bei Uelzen sind 40.000 Hühner verendet, nachdem bei hochsommerlichen Temperaturen die Lüftungsanlage in dem Maststall ausgefallen war. Der Sprecher des Landkreises Martin Theine bestätigte gestern einen entsprechenden Bericht der örtlichen Allgemeinen Zeitung. Der Vorfall ereignete sich bereits am 10. Juli im Flecken Holthusen II westlich der Kreisstadt Uelzen, war aber zunächst nicht publik geworden.

Nach Angaben des Kreisveterinäramtes sollen die Tiere bei einem Kontrollgang des Betreibers am Nachmittag noch am Leben gewesen sein. Um 19 Uhr habe dieser dann alle Hühner leblos vorgefunden, berichtete der Kreissprecher. Die Veterinärmediziner stellten keine Verstöße gegen geltende Auflagen fest. Zu dem Unglück könnte ein nicht funktionierender Alarm auf das Handy des Landwirts beigetragen haben. Der wirtschaftliche Schaden soll bei 50.000 Euro liegen. Die Betreiberfamilie hat ein Gutachten in Auftrag gegeben.

„Solche industriellen Massentierhaltungen dürfen nicht mehr genehmigt werden“, forderte der agrarpolitische Sprecher der Grünen im niedersächsischen Landtag, Christian Meyer. „Das Land muss für bessere Haltungsbedingungen und mehr Kontrollen sorgen.“

Vom „Fluch der Massentierhaltung“ sprach Marianne König, Agrar-Expertin der Linksfraktion. Derartige Anlagen seien nicht tiergerecht, sondern Tierquälerei, so König: „Dieser Vorfall ist auch ein Warnschuss für die vielen Mastanlagen, die im Umkreis des Schlachthofs Wietze entstehen.“ Trotz monatelanger Proteste von Anwohnern soll in Wietze (Kreis Celle) ein Geflügelschlachthof entstehen, in dem pro Woche 2,59 Millionen Hähnchen geschlachtet werden können.

„Da sieht man mal wieder, wie riskant die Agrarindustrie ist“, hatte Eckehard Niemann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft bereits am Dienstag erklärt. „Bei bäuerlicher Auslaufhaltung wäre das nicht passiert.“  (dpa/taz)