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: KATHARINA HEIMEIER über den Kampf renitenter Gläubiger um eine Kapelle in Arnsberg

Es sollte ein Abschiedsgottesdienst werden, aber er wurde zum Aufstand der Frommen von Arnsberg. Rund 250 Gläubige hatten sich Anfang der Woche versammelt, um in einer Messe von der Schulkapelle des Arnsberger Mariengymnasiums Abschied zu nehmen. Daraus wurde ein spontaner Protest, auch wenn der Propst der St. Laurentius-Gemeinde dieses Wort nicht gerne hört. „Ich würde es eher einen Bittgottesdienst nennen“, sagt Achim Funder.

Doch egal ob Protest- oder Bittgottesdienst – die Gläubigen besetzten die Kirche, um das Anrollen der Bagger, die schon um die Ecke standen, zu verhindern. Statt die Kirche, wie vom Erzbistum Paderborn gewünscht, auszuräumen, schloss der Propst die Kapelle nach dem Gottesdienst ab und nahm den Schlüssel mit. „Es wäre anders gelaufen, wenn wir rechtzeitig informiert worden wären“, betont Funder.

Im Nachhinein deutet der Propst die Messe in großen historischen Linien. Während der Kriege habe die Kirche als geweihter Ort eine Schutzfunktion gehabt, später sei sie zum modernen Asyl für Flüchtlinge geworden. „Und diesmal haben wir die Kirche selber ins Kirchenasyl genommen.“

Als die Nachricht von den Gebeten der Arnsberger für den Erhalt der Kapelle das Generalvikariat in Paderborn erreichte, zeigte man sich dort gerührt. Damit habe man nicht gerechnet, sagt Bistumssprecher Ägidius Engel. Die Entscheidung für den Abriss der Kapelle sei schon im März 2005 gefallen, aber natürlich sei ein Gotteshaus mit Emotionen behaftet. „Die Menschen fühlen sich mit der Kapelle verbunden, haben vielleicht ihre Kinder dort taufen lassen.“ Dem Erzbistum sei die Entscheidung auch nicht leicht gefallen. „Erzbischof Becker hat gesagt, dass die Aufgabe einer Kirche nur das letzte Mittel sein kann“, sagt Engel. Doch die Entscheidung stehe fest, zumal das Bistum in den vergangenen fünf Jahren 50 Millionen Euro weniger Kirchensteuer eingenommen habe. Die Instandsetzung der Heizanlage und ein neuer Innenanstrich würden 250.000 Euro kosten.

Sind es also rein weltliche Fragen, die den Erhalt der Marienkapelle verhindern? „Der liturgische Sinn ist auch nicht mehr gegeben“, sagt Engel. Für Gottesdienste des Gymnasiums sei die Kapelle zu klein, für Meditationen zu groß.

Doch Propst Funder sucht Alternativen. Nach dem Bittgottesdienst landete das fromme Angebot eines Unternehmers auf seinem Schreibtisch, die Kapelle für deutlich weniger als 250.000 Euro zu renovieren. Nach der Renovierung könne die Kapelle dann zu einer Begegnungsstätte mit Modellcharakter werden. Das historische Klostergebäude, zu dem die Kapelle gehört, wird zu einer Altenwohnanlage umgewandelt. „In der Kapelle könnten die alten Menschen dann doch zusammen mit den Schülern Gottesdienst feiern“, sagt er.

In der nächsten Woche will das Erzbistum einen Botschafter nach Arnsberg entsenden, um mit dem aufrührerischen Propst zu reden – in der Hoffnung auf eine versöhnliche Lösung, wie Engel sagt: „Ich hoffe, dass wir eine würdige Lösung finden.“