Her mit dem frischen Wind!

Heute erwarten die Meteorologen den vorerst heißesten Tag des Jahres. Doch wie kann man die anhaltende Hitze auch ohne Energie fressende Klimaanlagen überstehen? Die taz gibt Tipps

von RICHARD ROTHER

Es ist Hochsommer – und entsprechend heiß. Wer nicht das Glück hat, sich im Freibad oder am See in den Schatten eines Baumes legen und alle zwei Stunden ins frische Wasser hüpfen zu können, muss sich etwas anderes einfallen lassen, um die Hitze zu überstehen. Schließlich sind Klimaanlagen viel zu teuer – in der Anschaffung und im Unterhalt –, und außerdem gelten die Energiefresser nicht gerade als umweltfreundlich.

Wer also ohne Klimaanlage gut durch die Hitze – die alles andere als außergewöhnlich ist – kommen will, muss nur ein paar physikalische, meteorologische und medizinische Zusammenhänge beachten und den gesunden Menschenverstand einschalten. Arbeits- und Wohnräume kann man schon durch einfache Maßnahmen relativ kühl halten: Tagsüber durch Jalousien und Vorhänge das Sonnenlicht abhalten und die Fenster geschlossen halten. Gelüftet wird nachts und morgens, wenn es relativ frisch ist. Allerdings sinkt in den nächsten Nächten die Temperatur kaum unter 20 Grad Celsius, sodass sich die aufgeheizten Räume kaum abkühlen werden.

Erträglicher wird die Hitze in Innenräumen, wenn ein leichter Luftzug herrscht. Der Wind sorgt für die Verdunstung des Schweißes auf der Haut. Für die Verdunstung ist Energie notwendig, die dem Schweiß und damit der Hautoberfläche entzogen wird – es fühlt sich kühl an. Diesen Effekt der Verdunstungskühlung kann man sich auch zunutze machen, indem man feuchte Tücher im Zimmer aufhängt. Für Luftbewegung kann ein kleiner Ventilator sorgen oder einfach ein Handfächer. Durchzug in der Mittagshitze ist nicht zu empfehlen, weil man sich damit nur die heiße Luft hereinholt, die wiederum Wände und Gegenstände aufheizt. Zur Not hilft ein kaltes Fußbad.

Draußen meidet man die direkte Sonne, kleidet sich hell und luftig und verzichtet auf anstrengende Tätigkeiten. Alkohol in der prallen Sonne ist tabu – ausreichend trinken muss man selbstverständlich. Mindestens zwei Liter ungesüßte Getränke sollten es täglich schon sein – am besten Wasser, Früchtetee oder stark verdünnte Säfte. Zudem sollten die Getränke nicht eisgekühlt sein; in diesem Fall muss sich nämlich der Körper zusätzlich anstrengen und Wärme produzieren, um die Flüssigkeit auf die Körpertemperatur von knapp 37 Grad zu bringen.

Beim Essen gilt: möglichst leichte, gut verdauliche Nahrung zu sich nehmen, damit sich der Körper nicht zusätzlich mit der Verdauung belasten muss. Der hat schon mit der Hitze genug zu tun. Entsprechend ernst nehmen sollte man deshalb Kreislaufprobleme, Schwächegefühle, Muskel- oder Bauchkrämpfe.

Eine kleine körperliche Anstrengung ist dennoch sinnvoll: Wer einen jungen Baum vor der Haustür stehen hat, sollte ruhig zwei Eimer Wasser täglich herunterschleppen und den Schatten- und Sauerstoffspender von morgen gießen. Andernfalls vertrocknet der Baum, der unter der Hitze, Abgasen und Hundeurin leidet. Für das Stadtklima ist jeder Baum wertvoll. Die Bezirke wissen das, kommen aber mit dem Gießen nicht hinterher. Vielleicht entdecken ja die Berliner Wasserbetriebe, wie imagefördernd es wäre, mit Tankwagen durch die Stadt zu fahren und Bäume zu wässern.