Daniél Kretschmar hört auf den Sound der Stadt

Ein bisschen an den Haaren herbeigezogen wirken so manche Festivalmottos (-motti? oder gar -motten?). Da werden in einsteinscher Manier Räume und Zeiten gar mächtig gekrümmt, um irgendwelche Zusammenhänge herbeizuhalluzinieren, an die sonst kein Mensch in den wildesten Träumen zu denken wagt. Macht natürlich nichts, wenn am Ende wenigstens gute Musik dabei rumkommt, wie sich am Beispiel der Wassermusik 2010 gut sehen lässt, wo am Sonntag der Brasilianer (Amazonas!) Manu Lafer seine sehr entspannte Latin Fusion auf uns einrieseln (Sorry, aber dieses wasseraffine Bild drängt sich einfach auf) lässt. Entspannt ist sowieso das Wort zum Sommer: Die Alternative für den Sonntag nämlich sind The Black Seeds (Neuseeland, Insel, Pazifik!), die uns den Reggae um die Ohren spülen (!!) werden. Ganz entspannt können wir am Montag dann nach Kreuzberg schippern, wo beim eXperimontag in der Madame Claude das ambient-poppige Projekt Ecstatic Sunshine uns sanft schaukeln und die finnische (Ostsee!) Experimentalfolkerin Islaja ihrem Akkordeon ungewöhnliche Klangerfahrungen entlocken wird.

Etwas flotter, mit viel Ironie und Texten zum Befreit-Mitrappen werden am Dienstag Die Gefundenen Fressen im Kinkongklub einfallen. Unvergessen ihr wunderbar zeitkritisches „Ich wohn im Prenzlberg und mach was mit Fernsehn“.

Danach können wir uns bei gutem Wetter einfach an den Osthafen (Spree!) setzen und über die Frage meditieren, inwieweit nicht alle schöpferisch tätigen, arbeitslosen, jungen, alten, begüterten, armen – kurz: inwieweit nicht wirklich alle Menschen irgendeinen Bezug zu Wasser haben und ob deshalb nicht jedes Konzert eine Wassermusik sein soll, jede Theateraufführung eine Wassershow, jeder geschriebene Buchstabe ein Wasserzeichen … Peace!

■ Wassermusik – Manu Lafer: HKW, So., 19 Uhr

■ The Black Seeds: Arena, So., 20 Uhr ■ Ecstatic Sunshine, Islaja: Madame Claude, Mo., 21 Uhr

■ Die Gefundenen Fressen: Kingkongklub, Di., 22 Uhr