Claude Debussys Hommage an das Meer

Nach Wasser lechzt man in diesen extrem heißen Sommertagen. Vor allem jene, die in nicht klimatisierten Büros ausharren müssen, sehnen sich nach kühlem Nass, in das sie springen könnten, egal ob im Prinzenbad, in der Krummen Lanke oder im Schlachtensee.

Nicht irgendein Gewässer, sondern das Meer musste es hingegen für den französischen Komponisten Claude Debussy sein. Er liebte das Meer und assoziierte damit auch sein künstlerisches Schaffen: „Musik ist eine freie Kunst, frei hervorsprudelnd, eine Pleinair-Kunst, eine Kunst nach dem Maß der Elemente, des Himmels, des Meeres.“ Die Natur beeindruckte ihn schon als Kind, vor allem deshalb, weil Aufenthalte bei seinen reichen Paten in der Provence und am Meer im kompletten Gegensatz zu der Enge der elterlichen Wohnung in St. Germain und später in Paris standen.

Vier Jahre bevor er im Jahr 1909 an Krebs erkrankte und im Geburtsjahr seiner Tochter vollendete Claude Debussy das dreiteilige Orchesterwerk „La Mer“ – das wohl bekannteste überhaupt. Aber bereits in den 1890ern schrieb er Werke, die thematisch um das Meer kreisen: „Sirènes“, zum Beispiel, der dritte Teil der „Nocturnes“, mit denen er 1900 seinen ersten großen Erfolg hatte, oder Passagen seiner Oper „Pelléas et Mélisande“.

Debussys „La Mer“ allerdings ist keine musikalische Nachahmung des Meeres, sondern seine Beschwörung. Der Komponist verdeutlicht darin Gefühle, Gedanken und Reaktionen, die das Meer in einem hervorruft. Dementsprechend überwältigend ist die Musik. „Das Spiel der Wellen“, der zweite Teil, etwa, der so harmlos beginnt, schaukelt sich hoch und artet so weit aus, dass man meint, die Sinnflut breche jeden Moment über einen herein. Und auch wenn das Spiel leise endet, möchte man nicht in Debussys Meer Abkühlung suchen.

Da reicht dann doch die mentale Erfrischung beim Zuhören. Die kann man sich übrigens auch bei den Konzerten von Humboldts Studentischer Philharmonie holen, die heute und morgen klassische Musik zum Thema „Wasser“ spielen. Auf dem Programm stehen Ernest Chausson, Johann Strauß, Bedrich Smetana und Ottorino Respighi. AE