LANGSAMKEIT UND BARTWUCHS
: Siegen heißt verlieren

Nils Schuhmacher

Wenn alle erst mal an einem rumzerren, dann hat man meistens schon kaum eine Chance mehr. Je öfter man an der einen Stelle Nein sagt, desto häufiger muss man an der anderen Stelle Ja sagen – so formulierte es jedenfalls mal ein Bekannter, der das Pech hatte, in eine leidlich bekannte Band geraten zu sein. Er muss es wissen – wie er damit fertig wird.

Hier nun zwei völlig verschiedene Wege, solche unangenehmen Lebenslagen gar nicht erst entstehen zu lassen. Grafzahl haben ihre südwestfälische Geburtsstadt Siegen bereits vor einigen Jahren verlassen, um sich ihrer schon seit über 20 Jahren bestehenden Band von verschiedenen Orten aus in aufreizender Langsamkeit zu widmen. Ein Schelm muss sein, wer dann seine nach siebenjähriger Entstehungszeit erscheinende vierte Platte auch noch „Der Rückzug ins Private nennt“.

Darauf bieten Grafzahl das, was nun nicht wenige andere Gitarrenbands auch im Repertoire haben: schrammelige, dünne Gitarren, leicht wehmütige Riffs usw. usf. Hier allerdings geht es noch deutlich ungeschliffener zu als etwa im Hause ClickClickDecker bis Sportfreunde Stiller.

Und auch textlich ist diese Band weiter deutlich vom Stallgeruch solcher Punkbands wie den Boxhamsters umweht, bei denen Weltschmerz (was immer das auch sein soll) niemals nur als persönlicher Zustand verhandelt wurde. Wie es sich für eine solche Band gehört: Sie spielt natürlich nachmittags (8. 2. Superbude Hostel, 15.30 Uhr).

Der andere Weg: The Beards. Die australische Band, die sich als weltweit führender Bartbotschafter versteht, beschäftigt sich in ihren Texten – Überraschung! – ausschließlich mit der Ächtung des Rasierens und den Vorzügen der üppigen Gesichtsbehaarung. Was sie nicht wissen kann: Das Thema ist an dieser Stelle unlängst erschöpfend behandelt worden, so dass über den Auftrittstermin kurzerhand und dankenswerter Weise der Mantel des Schweigens gelegt werden kann.