Weg! Aber wohin?

VON BEATE SEEL

700.000 Libanesen sind derzeit Flüchtlinge im eigenen Land. Wer kann, flieht vor den Angriffen Israels zu Verwandten und Freunden in sicherere Stadtviertel von Beirut oder aufs Land.

Während ausländische Staatsbürger in dramatischen Aktionen außer Landes geschafft werden, wissen viele Libanesen nicht, wie sie wegkommen sollen. Manche nicht einmal, wohin sie fliehen könnten – sie campieren in den Parks von Beirut oder in Schulen. Dann sind da noch jene, die zwischen allen Stühlen sitzen: die 20.000 Flüchtlinge oder Asylsuchenden aus dem Irak, Sudan oder Somalia sowie die Billigarbeiter aus den Philippinen oder Sri Lanka.

Das UNHCR will den Flüchtlingen helfen, die EU hat bereits zehn Millionen Euro Soforthilfe zugesagt. Doch die Hilfswerke stehen vor großen Problemen. Zum einen gelangen kaum Flüchtlinge aus dem Süden in nördlichere Gebiete – zu viele Brücken und Straßen sind zerstört. Zum anderen werden offenbar Konvois mit Hilfslieferungen angegriffen.

Nach einem Bericht der US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wurde am Montag ein Konvoi mit Hilfsgütern der Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) in der ostlibanesischen Bekaa-Ebene von der israelischen Armee beschossen. Ein Mensch wurde getötet, drei der Lastwagen und vier andere Fahrzeuge beschädigt oder zerstört. Der Konvoi war nach Angaben der UAE deutlich als Hilfstransport gekennzeichnet.

Der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan Eegeland, sagte gegenüber der BBC, ohne einen Waffenstillstand, der den Hilfswerken erlauben würde, ihre Arbeit aufzunehmen, werde es zu einer „Katastrophe“ kommen. „Es ist fast unmöglich, im Südlibanon irgendetwas irgendwohin zu bewegen. Es ist einfach zu gefährlich.“