Israel: Hisbollah-Bunker bombardiert

Miliz dementiert: Es habe sich um Moschee gehandelt. Siniora bittet um Hilfe bei Entwaffnung der Hisbollah

Regierungschef Siniora:Zuerst brauchen wireinen Waffenstillstand

BEIRUT rtr/ap/afp ■ Israel hat gestern seine massive Luft- und Bodenoffensive gegen die schiitische Hisbollah im Libanon fortgesetzt. Es gab keinerlei Signale, dass die Kriegsparteien einem Appell der libanesischen Regierung folgen und die Kämpfe einstellen würden, bei denen im Libanon bislang mehr als 300 und auf israelischer Seite 29 Menschen getötet wurden.

Am neunten Tag der Angriffe nahm die israelische Luftwaffe erneut mutmaßliche Hisbollah-Stellungen unter Beschuss. Allein auf ein Gebäude in Beirut, bei dem es sich nach Angaben aus Militärkreisen um einen Bunker handelte, warfen Kampfflugzeuge 23 Tonnen Sprengstoff ab. Dort seien Führer der Hisbollah vermutet worden.

Die israelische Tageszeitung Ma’ariv berichtete auf ihrer Internetseite, Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah habe sich möglicherweise in dem Schutzraum aufgehalten. Die Hisbollah bestritt Verluste und erklärte, das Gebäude sei eine halbfertige Moschee gewesen. Die israelische Luftwaffe flog auch Angriffe auf die Städte Baalbek und Hermel. Im israelisch-libanesischen Grenzgebiet gingen die Bodenkämpfe weiter. Im Süden Libanons sind rund 15.000 Menschen in zwei Ortschaften durch die Kämpfe von jeglicher Versorgung abgeschnitten. Am Abend wurde bekannt, dass die Hisbollah in Beirut zwei ausländische Fernsehjournalisten entführt hat. Zu ihrer Nationalität wurden zunächst keine Angaben gemacht.

Der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora bat die internationale Gemeinschaft um Hilfe bei der Entwaffnung der Hisbollah. Sie werde von Syrien und dem Iran gesteuert und habe „einen Staat im Staat“ geschaffen, sagte er in einem Interview mit der Mailänder Zeitung Corriere della Sera. Seine Regierung sei alleine zu schwach. „Die ganze Welt muss helfen, die Hisbollah zu entwaffnen“, sagte Siniora. „Zuerst brauchen wir allerdings einen Waffenstillstand.“

Auch die Europäische Union nannte eine Waffenruhe als Bedingung für eine internationale Friedenstruppe. „Die EU ist bereit zu helfen“, erklärte der finnische Regierungschef und Ratspräsident Matti Vanhanen. Gestern wollte sich auch der UN-Sicherheitsrat mit der Lage im Libanon befassen.