Den Schwaben auf der Spur

AUS DER TAZ Ein alter Mythos besagt, in der taz würde eine ganz bestimmte Volksgruppe die Gschäftle führen. Isch des echt so?

Die Legende geht so: Schwaben in Deutschland sind, was die Chinesen in Asien sein sollen. Egal, wo man hinkommt, sie sind schon da und machen Gschäftle. Auch in der taz. Leider wollen meine KollegInnen genau das nun genauer wissen.

Wie immer bei gutem Journalismus gibt es einen Anlass: die neue taz-Korrespondentin in Stuttgart. Nadine Michel heißt sie. Michel? Um Gottes willen, vielleicht ist die gesamtdeutsch? Siehe da, vom Herzen her ist Nadine eine Oldenburgerin. Meine KollegInnen finden das lustig und wollen nun erst recht, dass das Schwabenrätsel der taz gelöst wird. Wer machts? Du. Warum ich? Weil du Schwab heißt.

Die Recherche aber ist schwierig. Denn kaum ein Schwabe in der taz will schwäbisch sein. Nicht der Ressortleiter im Schwerpunkt, nicht der Parlamentskorrespondent, nicht der Berlin-Redakteur. Lauter Alphamänner. Letzterer bemüht gar das Wort „Emigration“. Im Jahr 1983 sei er nach Berlin emigriert. „Fröhliche Emigration“, sag ich mal. Ich will übrigens auch nicht Schwäbin sein. Ich bin aus Baden.

Am Ende ist das Ergebnis mager: Ein Auszubildender, eine Praktikantin und eine neue Kollegin sind Schwaben. Dazu kommt eine bairische Schwäbin. Alle vier zählen nur halb. Zum Schwäbischsein bekennt sich zudem der Chefreporter Peter Unfried. Und die Chefredakteurin Ines Pohl. Die zählt doppelt. Insgesamt also sind fünf Leute in der taz Schwaben, geschätzte drei Prozent der taz-Belegschaft.

Geschätzt deshalb, weil sich Betriebsrat und Geschäftsführung streiten, wie viel Leute in der taz arbeiten. Deshalb fechten die Geschäftsführer die Betriebsratswahl an. Ob die aus Schwaben sind, haben sie mir nicht gesagt. Aber wundern tät’s mich nicht. WALTRAUD SCHWAB