KOMMENTAR VON HEIKE HOLDINGHAUSEN
: Schmutziges Holz

Die Nachhaltigkeitsverordnung der EU gilt nur für flüssige Energieträger

Vattenfall will grüner werden. Wie andere Energiekonzerne auch setzen die Schweden für ihren Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter zunehmend auf Energie aus nachwachsenden Rohstoffen, vor allem auf Holz. Bislang hat das Unternehmen seine Milliarden hauptsächlich mit Kohle und Atomkraft verdient – verwerflicher ist das neue Geschäft also gewiss nicht.

Doch das Gebaren von Vattenfall in Liberia zeigt, dass es auch nicht besser ist. Das Szenario stimmt düster: In Europa entstehen klimafreundliche Kraftwerke, das Holz dafür wird unter miesen sozialen und ökologischen Bedingungen angebaut und aus der ganzen Welt herangeschafft. Das kennen wir doch schon. Auch Biokraftstoffe wurden erst als klimafreundliche Alternative zum Erdöl bejubelt und dann verteufelt, als man feststellte, dass Diesel und Benzin aus Soja-, Mais- oder Palmöl Lebensmittel verteuern und Regenwälder vernichten. Als Konsequenz beschloss die EU schließlich die Nachhaltigkeitsverordnung. Agrarkraftstoff und -heizöl dürfen in der EU nur noch dann verfeuert werden, wenn sie bestimmten ökologischen Kriterien genügen. Die Bestimmungen sollen schon ab nächstem Jahr gelten. Doch bislang hat sich noch kein Mitgliedsland der EU darangemacht, sie auch umzusetzen. Nur in Deutschland wurden Strukturen geschaffen, wurde ein Zertifizierungssystem aufgebaut, wurden Kontrolleure geschult. Trotzdem wehren sich die heimischen Verbände der Landwirtschaftsindustrie weiterhin mit Händen und Füßen gegen die Verordnung. Ob sie tatsächlich am 1. 1. 2011 in Kraft tritt, wird noch spannend.

Dabei bezieht sich das Gesetz bislang nur auf einen winzigen Teilbereich, den der flüssigen Energieträger. Die Holzkraftwerke von Vattenfall zeigen, dass mindestens auch feste Biomasse und Biogas in das Regelwerk gehören – von Rohstoffen, die in unsere Fabriken und Kühlschränke wandern, gar nicht zu reden. Bedauerlicherweise ist der Gesetzgeber aber momentan damit ausgelastet, wenigstens den unzureichenden Status quo gegen die Industrie zu verteidigen. Grüner wird die so nicht.