Der Konkurrenz- katholik

Zum Ende seiner 25-jährigen Amtszeit ist ihm noch mal ein echter Meisner (Foto) gelungen. In der Empörung über seinen Satz: „Eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien“, ging aber fast unter, wo und vor wem Kölns Kardinal ihn geäußert hat, nämlich vor Anhängern einer erzkonservativen Bewegung, die sich die Neuevangelisierung Europas auf die Fahnen geschrieben hat. Diese Gruppierung wurde 1964 in Madrid gegründet und erst 2008 vom Vatikan anerkannt. Als fundamentalistische Sekte sondert sie sich von der Gesellschaft und sogar von herkömmlichen Kirchengemeinden ab, um in ihren Familien und Kleingruppen ein streng katholisch geprägtes Leben zu führen.

Mit solchen Parallelgesellschaften hat Joachim Meisner gar kein Problem, im Gegenteil: Dass zum „Neokatechumenalen Weg“ auch gehört, möglichst viele Kinder zu bekommen, ist ganz nach dem Geschmack des Kardinals. Im Kölner Maternushaus lobte er vorige Woche „die Glaubenskraft von Eheleuten, die zehn Kinder in die Welt setzen“. Und in Rom, wo er sich dafür starkmachte, dass die Bewegung vom Papst anerkannt wird, hat er dabei stets ihren Kinderreichtum als Argument in die Wagschale geworfen.

Auch wenn Meisner jetzt um Abrüstung bemüht ist und betont, auch muslimische Familien würden „unserer überalternden Gesellschaft in manchem ein Beispiel geben“ – seine Bemerkung war kein Ausrutscher. Interreligiöse Schulgottesdienste lehnt er ab, und aus seinen Vorbehalten gegen den Moscheebau in Köln hat er nie einen Hehl gemacht. All das zeigt, dass er Andersgläubige vor allem als Konkurrenz betrachtet.

Dass sich im Kölner Maternushaus niemand an seiner Wortwahl störte, zeigt allerdings auch, dass Meisner damit nicht allein steht. DANIEL BAX