urdrüs wahre kolumne
: Mein Freund, der Baum

Nicht nur Nazi-Bildhauer Arno Breker wird in diesen Tagen rehabilitiert – auch der Bremer Sanitätsgefreite und Kulturstaatsminister Bernd E. Neumann, der in seinen Flegeljahren noch für die Verbrennung der Werke von Erich Fried hasspredigte, darf sich wieder im Stande der Gnade fühlen, hat man ihn doch in die „Akademie Deutscher Buchpreis“ aufgenommen: Somit darf er sich offiziell als Schrifttumskämmerer der Republik fühlen. Am Zustand seiner inneren Unterhose wird das wenig ändern …

So wird das auch in der neuen Saison leider nix mit dem Wiederaufstieg! Die Modemacherin Doris Hartwich hat die Kicker des FC St. Pauli als „Männer mit Ecken und Kanten“ entdeckt und für ihre neue Kollektion posieren lassen. Wir Freunde der offensiven Fußlümmelei aber wissen: Echte Kerle kleiden sich nicht in der Herren-Butike ein, sondern bei C&A, im Fachhandel für Berufskleidung, auffem Flohmarkt oder direkt aus dem Altkleidersack, falls das Geld nicht für den likedeelerschen Lederschneider aus dem Schanzenviertel reicht.

Endlich soll im Kreis Dithmarschen ein Mahn-und Gedenkstein für die unvergessene Sängerin Alexandra errichtet werden – just an jenem Abschnitt der B 203, an dem die Künstlerin vor fast vier Jahrzehnten mit nur 27 Jahren Opfer des Molochs Verkehr wurde. Als bekennender Fan aber plädiere ich für ein aktives Gedenken, in dem eine jegliche unter uns dem Baum vor der Tür regelmäßig ein paar Liter Wasser spendet, dabei die Alexandra-Ballade summend: „Mein Freund, der Baum, ist tot!“

Bei Aldi Nord gab es in dieser Woche für alle Motorsport-Idioten die Chance, ihren emotionalen Stumpfsinn durch Kauf von Schumi-Cap und anderem Quark „aus der aufwändig bestickten Michael Schumacher Collection“ öffentlich zu machen. Eine komplett damit ausgestattete Kleinfamilie betrat gestern für einen Besuch meine Station auf der Herzklinik, dabei auch noch ein Badelaken mit dem Konterfei des Berufskraftfahrers mit dem Fliehkraft-Kinn schwenkend, das offenbar dem beklagenswerten Opa der Sippe als Geschenk zugedacht war. Hätten sie mich besucht – an dieser Stelle wäre jetzt wohl mein Nachruf zu lesen!

Walter Kempowski, das Filzlatschen-Schulmeisterlein aus dem niedersächsischen Nartum, es wendet sich wieder mal mit unerwünschten Ratschlägen an die Öffentlichkeit und fordert in der Bild am Sonntag, wir alle sollten sehr viel häufiger die Nationalhymne singen. Abgebildet ist der Poet dabei morbide beiläufig am Klavier klimpernd, als ob er gerade die 3 b aufforderte, das Lied vom spannenlangen Hansel und der nudeldicken Deern zum siebten Mal zu singen, „damit das klappt, wenn morgen der Oberschulrat kommt“. In der Gesellschaft der Bild-Zeitung müsste man ihm ja eigentlich zurufen: „Halt‘s Maul, Alter!“ So aber sagen wir vornehm: Thomas Mann hätte sich niemals so erniedrigt.

Es ist viel zu heiß – Zeit, sich endlich wieder vom Krankenlager zu erheben und als Regenmacher tätig zu werden! Meint einigermaßen zuversichtlich ULRICH „Bypass“ REINEKING