Frist für Hundertwasser-Café

DENKMALSCHUTZ Bürgerinitiative reicht Unterschriften für den Erhalt des Stadtcafés Ottensen ein. Denkmalamt muss nun Unterschutzstellung prüfen

Ohne das Café hätte der Investor viel bessere Möglichkeiten, das Grundstück zu verwerten

Die Bürgerinitiative für den Erhalt des „Stadtcafés Ottensen“ steht kurz vor einem ersten Erfolg. Ende der Woche hat sie 2.100 Unterschriften für den Schutz des bunten Gebäudes in der Behringstraße eingereicht. Die ehemalige Feuerwache war 1995 bis 1998 nach Plänen des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser zu einem Café umgebaut worden. Seit Juni 2009 ist es geschlossen.

Das Gebäude gehört einem Immobilienunternehmen, das in der Behringstraße Wohnungen bauen will. Im Februar 2009 beschloss die Altonaer Bezirksversammlung einen Bebauungsplan, der im Bereich des Cafés 130 Wohnungen zulässt, wobei das Café in seiner jetzigen Form erhalten bleiben sollte. Das sei nicht möglich, weil die Bausubstanz des Cafés marode sei, hielt der Eigentümer dagegen und legte ein entsprechendes Gutachten vor. Ohne das Café hätte der Investor viel bessere Möglichkeiten, das Grundstück zu verwerten.

Anfang Juni beschloss die Bezirksversammlung, ein unabhängiges Gutachten zur Standsicherheit des Gebäudes in Auftrag zu geben. Die Gutachter sollen die ehemalige Feuerwache „auf mögliche Mängel und Maßnahmen einer baurechtlich belastbaren Sanierung“ überprüfen, wie Bezirksamtssprecher Jens Fischer sagt. Ende Juni hat die Bezirksversammlung überdies die Kulturbehörde aufgefordert, das Stadtcafé Ottensen unter Denkmalschutz zu stellen. Die Antwort darauf stehe noch aus, sagt Fischer.

Die Bürgerinitiative will den Druck auf den Investor noch verstärken. „Die Bevölkerung muss den Wunsch äußern, dass das Café erhalten bleiben soll“, sagt Renate Link, die ehemalige Betreiberin, die das Café zusammen mit Hundertwasser umgebaut hat. Aus ihrer Sicht drängt die Zeit. „Man merkt, wie das allmählich herunterkommt“, sagt sie.

Ob die 2.100 Unterschriften reichen, die Link mit ihren MitstreiterInnen gesammelt hat, ist noch offen. Sie müssten erst noch vom Bezirksamt geprüft werden, sagt Fischer. Erfahrungsgemäß seien viele unleserlich oder von Leuten, die nicht im Bezirk wohnten. 1.800 Unterschriften müssen gültig sein, um eine Veränderungssperre zu bewirken. Während dieser Zeit könnte die Initiative weitere Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammeln.

Auch die oppositionelle SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung hat die Bürgerinitiative begrüßt. „Wir sind sehr froh darüber, dass sich die Altonaer Bürgerinnen und Bürger gerade jetzt zum ersten Jahrestag der Schließung des Hundertwassercafés für dessen Erhalt einsetzen“, sagt Wolfgang Kaeser vom Fraktionsvorstand. Es sei ein Mythos, dass Hundertwasser die Pläne für das Café nicht autorisiert habe. In der Tat existiert ein NDR-Film, der zeigt, wie Hundertwasser Pläne für das Stadtcafé entwirft.

GERNOT KNÖDLER