Fußball-WM schreckte NRW-Touristen ab

Maue Weltmeisterschaftsbilanz der Hoteliers an Rhein und Ruhr: Stammgäste und Touristen mieden das Land Nordrhein-Westfalen im Fußball-WM-Monat Juni. Zahlreiche Gastbetriebe waren nur mäßig oder gar nicht zufrieden

DÜSSELDORF taz/dpa ■ Die großen Hoffnungen der Hotels und Gaststätten Nordrhein-Westfalens an die Fußball-Weltmeisterschaft haben sich nicht erfüllt. „Die WM hat viele der typischen Juni-Kunden abgeschreckt“, sagte der NRW-Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Thorsten Hellwig, der Nachrichtenagentur dpa. Mehr als die Hälfte der Hotels und Gaststätten sind einer Verbandsumfrage zufolge mit der WM aus betrieblicher Sicht nur mäßig oder gar nicht zufrieden. Rund 40 Prozent fühlten sich dagegen als Gewinner. Die Branche hoffe auf positive Langzeiteffekte der Fußball-Weltmeisterschaft.

Negativ-Auswirkungen habe es bei Konferenzen und Kongressen gegeben. Einige seien wegen des großen Fan-Rummels verlegt worden. Außerdem beklagten Gaststätten, dass zahlreiche Stammgäste und auch Touristen in dem üblicherweise umsatzstarken Monat Juni weggeblieben seien. Fußball-Fans hätten die Weltmeisterschaftsspiele zumeist bei Grillpartys im eigenen Garten oder an den Public-Viewing-Orten verfolgt, statt in die Kneipe zu gehen.

Fast 60 Prozent der 250 befragten Hotels und Gaststätten waren mit der Weltmeisterschaft aus betrieblicher Sicht mittelmäßig bis gar nicht zufrieden. Knapp 30 Prozent waren zufrieden und gut 11 Prozent sehr zufrieden. Mehr als jedes dritte Hotel und jede dritte Gaststätte verzeichnete keine Mehrumsätze während der WM. Nur 6,5 Prozent der Betriebe erzielten Umsatzzuwächse von 50 Prozent und mehr. Gewinner der WM seien zumeist zentral gelegene Hotels und Gaststätten gewesen.

Zusätzliche Investitionen in Möbel, Bildschirme, Beamer und Personal hätten sich für mehr als jeden vierten Betrieb nicht gelohnt. Jetzt hoffe die Branche auf positive Langzeitwirkungen der Weltmeisterschaft. „Es gab noch nie ein so wirkungsvolles PR-Ereignis für Deutschland. Die Branche hofft, auf die Wirkung der WM als Türöffner, um Deutschland als touristische Nation zu etablieren“, so der Verbandssprecher.

Zuvor hatte auch die Arbeitsverwaltung eine ernüchternde Bilanz des FIFA-Großereignisses gezogen. Die Fußball-Weltmeisterschaft hat den NRW-Arbeitsmarkt demnach kaum belebt (taz berichtete). Nach Angaben des WM-Projektteams der Bundesagentur für Arbeit wurden in NRW knapp 3.100 WM-Jobs registriert. Die meisten WM-Jobs waren befristet. Nur bei den Sicherheitsdiensten können sich manche Mitarbeiter Hoffnung auf Übernahme machen.