„Eine kleine Beleidigung“

FEHLSTART Dem hoch gehandelten VfL Wolfsburg fehlt bei der 1:2-Niederlage gegen Schalke der Esprit

Berichterstatter mit Affinität zur Enthüllungsgeschichte mussten nach dem 2:1 von Schalke 04 über den VfL Wolfsburg ohne dicke Schlagzeile abreisen. Dabei war so intensiv geforscht worden, ein TV-Team lauerte den Schiedsrichtern sogar noch auf, als diese das Stadion in einer schwarzen Limousine verließen. Aber am Ende bekam niemand heraus, welche Worte Wolfsburgs Daniel Caligiuri in der 50. Minute dem Assistenten Mike Pickel zugerufen hatte.

Caligiuri sei kurz zuvor „fast der Kopf abgetreten“ worden, behauptete Manager Klaus Allofs. Daraufhin hat Caligiuri irgendetwas gesagt, sah die Rote Karte, und die Wolfsburger hatten einen willkommenen Anlass, später diese Szene statt die eigene Leistung in den Mittelpunkt der Analysen zu stellen.

Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking verriet immerhin, dass es sich um „eine kleine Beleidigung“ gehandelt habe, auch er war erbost über das Gespann um Wolfgang Stark, dem jedoch allenfalls kleinere Fehler wie das übersehene (und in Wahrheit eher harmlose) Foul an Caligiuri unterlaufen waren.

Die Schalker hatten nicht wegen der Schiedsrichter gewonnen, sondern weil sie ein bisschen besser waren. Und vielleicht auch, weil Caligiuri die Nerven verlor. Dass die sonst so gelassenen Verantwortlichen aus der Autostadt das nicht einräumen wollten, ist ähnlich erstaunlich wie dieser Rückrundenbeginn für die Schalker und die Wolfsburger.

Schalke war ja als echter Krisenkandidat ins Jahr gestartet, hatte dann aber in Hamburg gewonnen und nun nach Toren von Santana (9.) und Kevin-Prince Boateng (81.) auch das zweite Pflichtspiel des Jahres. Und Wolfsburg war von vielen Experten ein Durchmarsch in die Champions League prophezeit worden, aber jetzt begann 2014 mit zwei Niederlagen. Hecking musste eingestehen, dass er „auch mit dieser Mannschaft noch Zeit“ brauche.

Offenbar lastet der im Winter deutlich gestiegene Erwartungsdruck auf der Mannschaft. „Wir dürfen uns nicht von außen treiben lassen“, sagte Hecking, dessen Team zwar gut sortiert wirkte, aber ohne Esprit und Leichtigkeit spielte. Der VfL war zwar in einigen Phasen überlegen, klar herausgespielte Chancen gab es aber kaum. Und am besten lief es, als die Schalker in Überzahl „einen Gang runtergeschaltet“ hatten, wie Trainer Jens Keller monierte. Maximilian Arnold glich aus (65.), aber am Ende hatte die bessere Mannschaft gewonnen.

Und dieser Befund wirft die Frage auf, ob es klug war, Diego nach Madrid zu verkaufen. „Wir hätten ihn gerne bis zum Ende der Saison gehalten, aber der Spieler hat gesagt, dass er den Wechsel unbedingt möchte“, da habe es wenig Sinn gehabt, den Brasilianer zum Bleiben zu zwingen, erläuterte Allofs. Ivan Persic, der an Diegos Stelle auf dem linken Flügel spielte, war allerdings einer der Schwächsten.

Trösten können sie sich immerhin mit dem Ende der Transferphase. Ab jetzt werden nicht mehr die vielen Gerüchte, die rund um den mit VW-Geld vollgepumpten Klub kursieren, im Vordergrund stehen, sondern der Fußball.  DANIEL THEWELEIT