Messetunnel bleibt ein Stummel

Verbindung zwischen Schanzenpark und Messegelände am S-Bahnhof Sternschanze wird teurer als geplant und deshalb in die Zukunft verschoben. Provisorischer Zugang für Veranstaltungsbesucher

von Gernot Knödler

Der Tunnel durch den S-Bahndamm vom Schanzenpark zum Messegelände wird vorerst nicht gebaut. Wie die Stadtentwicklungsbehörde auf Anfrage der taz erklärte, wird die Unterführung teurer als zunächst geplant und deshalb erst in einigen Jahren gebaut. Bis dahin soll provisorisch ein alter Tunnel hergerichtet werden, in dem Besucher von der S-Bahnstation Sternschanze zum künftigen Messe-Eingang West gelangen können.

Der Tunnel unter der Bahnstrecke ist Bestandteil eines Kontrakts, der bei der Planung der Messeerweiterung zwischen dem Senat, der Messe und den Bewohnern des Schanzen- und Karoviertels geschlossen wurde. Er soll den Weg vom Karoviertel in den Sternschanzenpark und vom Schanzenviertel zu Planten un Blomen verkürzen. Nebenbei schafft er eine direkte Fußverbindung zwischen dem in Bau befindlichen Luxus-Hotel im Schanzen-Wasserturm und dem Messe-Vorplatz.

Nach Auskunft der Stadtentwicklungsbehörde war der Tunnel ursprünglich mit Kosten von fünf Millionen Euro veranschlagt worden. Die Planer waren davon ausgegangen, dass sie den verschlossenen Stummel eines alten Tunnels im Bahndamm einfach verlängern könnten. „Wenn man das so machte, wäre das eine ganz schlanke Lösung“, sagt Behördensprecherin Kerstin Feddersen. Gewollt sei aber eine breite, helle Unterführung, die das Gefühl von Sicherheit vermittle und Rollstuhlfahrer bequem passieren lasse. Der Tunnel-Stummel sei dafür aber nicht geeignet. Deshalb werde jetzt mit acht Millionen Euro Baukosten gerechnet.

Feddersen versichert, ihre Behörde halte an dem Kontrakt mit den Anwohnern fest. Dieser wurde nach einem Moderationsverfahren unter Leitung von Prof. Wolfgang Gessenharter von der Bundeswehr-Universität im November 2000 geschlossen. Er enthält städtebauliche Verbesserungen und legt fest, dass die Anwohner bei den weiteren Planungen beteiligt werden sollen. „Das ist nicht gefährdet“, sagt Feddersen.

Der Senat wolle aber Projekte aus dem Kontrakt vorziehen, bei denen die Kosten im Verlauf der Planung weniger stark gestiegen seien. Zuerst soll deshalb „die Kirche ins Dorf“ geholt werden, sprich die auf einer Verkehrsinsel liegende Gnadenkirche soll ans Karoviertel angeschlossen werden. Die Karolinenstraße zwischen der Kirche und dem Viertel würde für den Durchgangsverkehr gesperrt. Die Kosten für dieses Projekt sind gegenüber der zunächst veranschlagten Summe um 900.000 Euro gestiegen.

Am Bahndamm soll auf Wunsch der Messegesellschaft fürs Erste der alte Tunnel zum S-Bahnhof hergerichtet werden. Bis zur Internorga im kommenden Frühjahr will sie einen kurzen Weg vom Messeeingang West zur S-Bahn erstellt sehen. Fünf Jahre lang, bis 2012, soll das Provisorium halten. Spätestens dann soll der neue Tunnel zum Schanzenpark durchgebrochen werden.