DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Die Pest am Hals

Was sagt uns das? Schriftführer im Bundestag müssen bei der Arbeit künftig keine Krawatte mehr tragen. Ist auch gesünder

Wo tummeln sich mehr Keime als auf jeder Klobrille? Auf der Krawatte. Da wimmelt es vor lauter fiesen, kleinen, krankmachenden Bakterien, die sich auf dem ödesten aller zum männlichen Dresscode gehörenden Accessoires gegenseitig jagen. So ein Schlips ist die Bakterienschleuder schlechthin: Escherichia coli, Klebsiellen, Proteus, Staphylokokken. Schlimmer als jeder OP-Saal.

Aber wie kommen die nur auf die so reinlich wirkende Seidenkrawatte? Schneller, als Mann glaubt. Er erhebt sich von seinem Bürosessel, nimmt die Finger von der PC-Tastatur (Achtung, die Dinger sind ähnlich gefährlich) und geht aufs Klo. Dann steht er da an der Rinne und gibt alles. Vielleicht achtet er darauf, dass nichts danebengeht. Doch das gelingt ihm nicht. Auch wenn er es nicht sieht, es spritzt nach allen Seiten. Ganz viel davon an den baumelnden Schlips. Im schlimmsten Fall steht ein Kollege neben ihm und spendiert auch noch was.

Wenn man Krawatten wenigstens waschen könnte! Wer das schon mal versucht hat, schmeißt das Teil danach garantiert weg. Auch wenn man die Krawatte in die Reinigung gibt, bleibt meist nicht viel mehr übrig als ein labbriges Gehänge.

Manche Männer tragen lieber Fliege. Darum. Bestimmt.

SIMONE SCHMOLLACK