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Das macht misstrauisch: Die Schauspielerin Veronica Ferres hat überraschend die Hauptrolle in einem Stück für die Ruhrtriennale 2006 abgesagt. Das Stück „Courasche oder Gott lass nach“ sollte am 29. September Premiere haben. Nicht eben früh entdeckte die Schauspielerin, dass sich die Rolle weder mit ihren Vorstellungen noch mit ihrer künstlerischen Integrität vereinbaren lasse. Nun ist es selten, dass eine Agentur mit solchen Bedenken ihres Stars an die Öffentlichkeit geht, die doch sehr nach Lauterkeit und ehrlichem Anliegen klingen, und man fragt sich, was, um Himmels willen, Schlimmes in der Grimmelshausenbearbeitung steht und wer sie denn verbrochen hat. Nun ist der Autor des Stücks „Courasche oder Gott lass nach“ Wilhelm Genanzino, Büchnerpreisträger und mit viel gelesenen Romanen im Rennen, auch wenn man ihn noch nicht lang als Bühnenautor kennt. Aber dass er so schlecht schreibt, dass damit eine Schauspielerin dann um ihren Ruf fürchten muss, das klingt doch ziemlich unglaubwürdig.

Das macht wehmütig und sehnsüchtig nach den Zeiten, als die Fernseher noch glauben ließen, alle diese Hollywood-Filme seien in Schwarz-Weiß gedreht: Hollywood-„Urgestein“ Jack Warden ist tot. Der zweimal für den Oscar nominierte US-Schauspieler, der fast ein halbes Jahrhundert Filme an der Seite von Weltstars drehte, starb im Alter von 85 Jahren. Der ehemalige Boxer mit dem zerfurchten Gesicht spielte in Klassikern wie „Verdammt in alle Ewigkeit“, „Die Unbestechlichen“ und „The Verdict – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ mit. Mit Nebenrollen in den Warren-Beatty-Streifen „Shampoo“ und „Der Himmel soll warten“ holte er sich Oscar-Nominierungen, ohne die Trophäe gewinnen zu können.

Warden war der zuverlässige Mann hinter den Stars wie Burt Lancaster, Henry Fonda und Paul Newman. Mit ihm trat fast immer ein moralischer Anspruch, amerikanischer Pioniergeist und manchmal auch eine ganz gefährliche Verschlagenheit auf den Plan. In Sidney Lumets „Die 12 Geschworenen“ verkörperte Warden ein Jury-Mitglied. Wiederholt spielte er Justizrollen. Als kantigen, geradlinigen Chefredakteur haben ihn Filmfreunde aus der Watergate-Verfilmung „Die Unbestechlichen“ mit Robert Redford und Dustin Hoffmann in Erinnerung. Auch Woody Allen setzte zweimal auf Warden: als Physiker in „September“ und Theaterproduzent in „Bullets over Broadway“. Zuletzt war Warden im Jahr 2000 in dem Footballstreifen „Helden aus der zweiten Reihe“ auf der Leinwand zu sehen. In mehreren Fernsehserien spielte er Polizisten und Sporttrainer.